Fans fragen - Michael Werlin antwortet

Der Drombuschs-Regisseur beantwortet Fanfragen


Liebe Drombuschs-Fans!

 

Hier bietet sich für Euch eine Gelegenheit, die es so für die Fans einer Serie sonst nirgendwo gibt: Ihr habt die Chance Eure Fragen an Drombuschs-Regisseur Michael Werlin zu stellen.

 

Michael Werlin war verantwortlich für die Staffeln 3 und 4 von "Diese Drombuschs" und ist durch seine Kompetenz, sein großes künstlerisches Talent und seine Fähigkeit, filmische Themen und Anekdoten verständlich und hochinteressant zu erläutern, seit vielen Jahren DER Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Serie.

 

Eure Fragen könnte ihr gerne über die entsprechende Rubrik in unserem Forum stellen, oder eine E-Mail über die Kontaktseite schreiben. Die Fragen und Antworten werden hier zeitnah und in regelmäßigen Abständen veröffentlicht!


Micheal Werlin 1989 bei den Dreharbeiten zur 4. Staffel in der "Alten Mühle" in Lengfeld
Micheal Werlin 1989 bei den Dreharbeiten zur 4. Staffel in der "Alten Mühle" in Lengfeld

Marco Huber: Liebe Drombuschs-Fans. Ich sitze hier mit Michael Werlin im schönen Berlin zusammen, um die zahlreichen Fanfragen zu beantworten, welche wir in unserem Drombuschs-Forum gesammelt haben. Lieber Michael, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst!

 

Michael Werlin: Marco, das mache ich sehr gerne.

 

Marco Huber: Dann fangen wir doch gleich mit der ersten Frage an: Welche Szene aus den Drombuschs ist dir besonders im Gedächtnis geblieben; da sie zum Beispiel besonders oft gedreht werden musste, irgendetwas total schief gelaufen ist oder besonders lustig war?

 

Michael Werlin: Die Szene, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist die, in der Tina Drombusch mit ihrem Motorroller, provoziert durch Dr. Wollinski, von der Straße abkommt, durch einen Holzzaun bricht und dann auf die Wiese nahe der Alten Mühle stürzt. Dort wird sie dann von Witta Pohl bzw. Vera Drombusch gefunden. Die Szene ist in der fertigen Folge nur knapp 1 Minute lang. Gedreht wurde sie in drei langen Nächten mit sehr viel Aufwand und unter schwierigen Bedingungen.

 

Zum einen spielte diese Sequenz laut Drehbuch im Regen. Normalerweise ist Regen im Film kein realer, sondern künstlicher Regen, der beispielsweise von der Feuerwehr oder durch Special-Effect-Spezialisten simuliert wird. Denn während der Dreharbeiten möchte man nicht dauerhaft nass werden und baut daher alles im Trockenen auf. Dann regnet es nur, während die Kamera läuft und es werden nicht ständig alle im Filmteam durchnässt. Aber ausgerechnet in diesen drei Hochsommernächten regnete es ohne Ende. Der Regen muss, damit man ihn auf dem Fernsehbildschirm erkennen kann, ausgeleuchtet werden. Echter Regen ist schwerer zu beleuchten, als künstlicher.

 

Zudem hatte die Stuntfrau, die Marion Kracht in den gefährlichen Szenen doubelte, bei den Proben in diesem Regenchaos große Schwierigkeiten. Auch drückte der Dauerregen sehr auf die Stimmung des Produktionsteams. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass  man bei 8 Stunden Dauerregen irgendwann an das Ende seiner Kräfte kommt.

 

Der Kameramann Wolfgang Knigge und ich hatten mächtige Überzeugungsarbeit zu leisten, um die notwendigen Einstellungen in den Kasten zu bekommen.

Lustige Szenen gab es sehr viele, nur fallen mir diese nicht immer auf Kommando ein. Vielleicht ergibt sich das im Laufe des Gesprächs.

 

Marco Huber: Die zweite Frage lautet: Was hat Film für Dich mit dem realen Leben zu tun?

 

Michael Werlin: Film soll reales Leben widerspiegeln, kann es aber natürlich in der Form, in der das reale Leben abläuft, in gar keiner Weise. Denn dann würde der Film auch keinen großen Unterhaltungswert haben. Wer will sich schon 24 Stunden vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, jede Situation, jede Minute Leben ansehen? Daher muss der Film das verdichten und verkürzen, dramatisieren und exemplarische Momente heraussuchen. Es sollte natürlich, und das ist bei den Drombuschs sehr gut gelungen, etwas mit dem wahren Leben zu tun haben und nicht nur Fantasie sein. Die Drombuschs lebten davon, dass ihre Geschichten sehr gut recherchiert waren, die Fakten stimmten und es keine Scheinprobleme gab - sondern echte, reale Probleme. Damit konnte sich damals und heute der größte Teil unserer Gesellschaft identifizieren. Ich nenne beispielsweise, Scheidung, Eifersucht, Tod oder Krankheit, etc. Diese Dinge hat Robert Stromberger sehr gut in seine Drehbücher eingearbeitet. Aus diesem Grund ist diese Serie in gewisser Weise mit dem wahren Leben zu vergleichen.

 

Marco Huber: Gibt es einen Lieblingsfilm oder eine Lieblingssserie, für den Du als Regisseur verantwortlich warst?

 

Michael Werlin: Also ich fange mal mit den Drombuschs an. Das war natürlich insofern eine meiner Lieblingsproduktionen, als sie für meine Popularität sehr viel bedeutet hat. Ich wurde durch diese Serie in ganz Fernseh-Deutschland bekannt. Das heißt natürlich nicht, dass man meinen Namen kannte, aber ich war der „Drombuschs-Regisseur“. Und ab diesem Moment hatte ich in der Regie-Gilde einen ganz anderen Stellenwert als zuvor. Die hohen Einschaltquoten und die Qualität der Filme führten dazu, dass ich durch „Diese Drombuschs“ in die erste Liga der Regisseure aufgestiegen bin. Vom Vorabendprogramm ins Hauptabendprogramm. Deshalb sind die Drombuschs auch eine meine Lieblingsarbeiten.

 

Darüber hinaus möchte ich zwei andere Fernsehproduktionen nennen:

 

Meine allererste Fernsehserie hatte den Titel „Christian & Christiane“. Marion Kracht spielte die Titelrolle und Jochen Schröder spielte ihren Freund. Im Verlauf der Serie heirateten die beiden und es wurde ihre Entwicklung zum Erwachsenwerden gezeigt. Eine Problematik, die mir damals sehr nahe war, denn als 32-jähriger konnte ich das gut nachvollziehen. Die Sprache und Bedürfnisse der Jugend waren mir sehr vertraut. Die Serie hat damals sehr polarisiert. Ich hatte zum Glück die Möglichkeit, an den Drehbüchern mitzuwirken. Ich habe Stellung für die Jugendlichen bezogen und die ganze Serie aus der Sicht der jungen Menschen gezeigt. Daher ist diese Serie eine meiner liebsten Arbeiten.

 

Zum anderen meinen Lieblingsfilm: Die 50. Folge der Reihe „Ein Fall für zwei“ mit Günter Strack und Claus Theo Gärtner. Dieser Film mit dem Titel „Irgendwann“ ist für mich der stimmigste Film von der ersten bis zur letzten Sendeminute. Auch hier habe ich das Drehbuch bearbeitet. Wobei ich nicht sagen möchte, dass ich ein toller Drehbucheditor bin. Aber ich durfte es und habe damit Einfluss genommen. Der Film handelte von einem Sänger, der seine Frau umgebracht hatte. Dieser Sänger wurde von Volker Lechtenbrink dargestellt. Er hat in diesem Film den Song „Irgendwann“ gesungen, der auch der Titel des Films war. Seine Managerin wurde von der großartigen Heidi Brühl gespielt. Diese Schauspieler, welche die Gesangs- bzw. die Schlagerbranche kannten, konnten sie überzeugend darstellen. Die Musik stimmte. Der Titelsong wurde nach meinen Gefühl von Volker Lechtenbrink einmalig interpretiert. Heidi Brühl hat wunderbar die Erpresserin gespielt, die von dem Mord wusste und Lechtenbrink mit ihrem Wissen erpresste. Dieser Film war als 54. Film der Ein Fall für zwei-Reihe konzipiert. Ursprünglich sollte diese Folge nicht die Jubiläums-Folge werden, wurde aber dann aus dem ursprünglichen Produktionsablauf herausgenommen und vorgezogen.

 

Das heißt, dass die Qualität dieses Drehbuches auch vom ZDF gesehen wurde. Für mich ist dies mein rundum gelungenster Film. In jedem anderen Film gibt es viel Gelungenes, aber auch Teile, bei denen man sich hinterher sagt „Naja, das hätte man besser machen können“! Bei „Irgendwann“ kann ich nichts aussetzen, das würde ich alles wieder genau so drehen!

Marco Huber:
Weiter geht es mit der nächsten Fan-Frage. Diese lautet: Glaubst Du, dass es heute noch möglich wäre, eine so erfolgreiche Serie wie: „Diese Drombuschs“ zu produzieren?

 

Michael Werlin: Jeder Prozess der Film-Herstellung beginnt damit, dass man einen Autoren findet, der seine Grund-Idee in ein Drehbuch verwandelt. Dieses sollte natürlich eine gewisse Qualität haben. Wenn das Buch nichts taugt, kann der Film auch nichts taugen. Gäbe es noch einmal einen solchen Ausnahme-Profi, wie es Robert Stromberger war, der seine Figuren und die Handlungsstränge so miteinander verknüpfte, wie er es bei den Drombuschs getan hat, dann könnte man so eine Serie wieder ins Leben rufen. Das heißt natürlich auch, dass der Auftraggeber, sprich das Fernsehen, das nötige Budget dafür zur Verfügung stellt. So ein Projekt benötigt eben auch entsprechende Produktionsmittel. Qualität kann kaum billig erzeugt werden. Wenn man dazu noch eine Garde von „ersten“ Schauspielern zusammen bekäme, die den damaligen Spitzenleuten wie Günter Strack, Michael Degen, Hans-Peter Korff oder Witta Pohl (u. a.) entsprechen, dann könnte man so etwas wieder auf die Beine stellen.

 

Im heutigen „Deutschen Fernsehen“ ist nur leider eine Tendenz zu spüren, die genau in die entgegengesetzte Richtung geht. Nämlich schnell zusammengeschusterte Geschichten, mit laienhaften Darstellern und einem absoluten Sparprogramm zu produzieren. Das heißt beispielsweise: wenige Dekorationen, belanglose Studioaufnahmen und unschönes Licht. Es geht nur darum, mit wenig Aufwand viel Sendezeit und möglichst hohe Einschaltquoten zu erzielen. Die Qualität der Drombuschs ist meines Erachtens mit den Produktionsmitteln wie sie heutzutage zur Verfügung gestellt werden, nicht mehr zu erzeugen. Das wäre nur möglich, wenn man die oben angesprochenen Voraussetzungen berücksichtigen würde.

 

Marco Huber: Die fünfte Frage lautet: Was hat Dich dazu bewegt, den Beruf des Regisseurs wählen:

 

Michael Werlin: Das hat in meiner Familie Tradition. Mein Vater war selbst Film- und Fernsehregisseur. Er hat bei der DEFA nach dem Krieg als Regisseur mit einem Spielfilm angefangen. Dann hat er in den 50er Jahren bei mehreren Heimat- und Abenteuerfilmen Regie geführt und ist schließlich zum Fernsehen gegangen. Er hat dort unter anderem die Serie „Alle meine Tiere“ mit Gustav Knuth, Tilly Lauenstein, Sabine Sinjen und Volker Lechtenbrink gedreht. Übrigens spielte die Mutter von Anja Jaenicke – Käthe Jaenicke- seinerzeit die Haushälterin bei dieser Tierarztfamilie. Die Serie wurde ein Straßenfeger.

 

Mein Vater hat mir damals einen Fotoapparat geschenkt und irgendwann bekam ich eine Schmalfilmkamera, so dass ich quasi in das Film-Leben hinein wuchs. Wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam und von den Dreharbeiten und den Schauspielern erzählte, erlebte ich seine Berufswelt schon als Jugendlicher. Ich habe dann selbst Amateurfilme gedreht und war auch Mitglied in einem Amateurfilm-Club. Nach dem Abitur habe ich mich dann entschieden, den Beruf des Regisseurs zu ergreifen.

 

Im UFA-Filmkopierwerk habe ich die Filmbearbeitung erlernt (zusammen mit Axel de Roche, dem Kameramann der ersten beiden Drombuschs-Staffeln und Schauspieler Stephan Schwarz, der später bei den Drombuschs den Rechtsanwalt Achim Herling gespielt hat), anschließend im SFB-Schneideraum den Filmschnitt. Schließlich bin ich 11 Jahre lang Regieassistent bei ca. 20 Regisseuren gewesen. 1979 habe meine erste eigene Regie bekommen. Ein gradliniger Weg - nicht über das Studium, keine Filmakademie – das wäre der andere Weg gewesen, oder alternativ auch von der schreibenden Seite her in den Regieberuf einzusteigen. Bei mir wurden die Weichen bereits von familiärer Seite aus gestellt und ich habe dann mein Handwerk von der Pike auf gelernt.


Michael Werlin zusammen mit Mick Werup und Günter Strack bei den Dreharbeiten 1986 in Lengfeld
Michael Werlin zusammen mit Mick Werup und Günter Strack bei den Dreharbeiten 1986 in Lengfeld

Marco Huber: Die nächste Fanfrage lautet: Michael, Du befindest dich jetzt im „Ruhestand“ – wie verbringst Du Deinen Alltag bzw. wie sieht Dein heutiges Leben aus?

Michael Werlin:
In Anführungszeichen kann man es als eine Art „Ruhe“-Stand bezeichnen. Aber in Wirklichkeit habe ich überhaupt keine Ruhe, denn es geht bei mir bereits sehr früh morgens los. Ich stehe gern früh auf, gut ich bin über 70 Jahre alt und da braucht man vielleicht nicht mehr so viel Schlaf. Wie verbringe ich meinen Tag? Wie ja sicherlich alle wissen, die Kinder haben, hat man als Vater eigentlich keinerlei Ruhe. Meine Tochter und meine Frau halten mich von Morgens bis Abends auf Trab.

Parallel dazu beobachte ich natürlich das Fernsehprogramm. Was ich davon halte und über die heutige Qualität habe ich mich ja bereits mehrfach geäußert. Sportlich aktiv bin ich nicht mehr. Ich habe früher im Verein Fußball gespielt (übrigens in einer Mannschaft mit dem früheren Drombuschs-Kameramann Axel de Roche) und danach noch sehr lange Tennis, aber jetzt machen die Knie und Sehnen das nicht mehr ganz so mit. Ich bin zwar nicht gebrechlich, aber mit dem aktiven Sport habe ich aufgehört. Dann habe ich natürlich einen Freundeskreis, den ich regelmäßig treffe und pflege. Es wird mir nicht langweilig und das Leben macht mir Spaß. Und wenn ich die Wiederholung der Drombuschs im aktuellen Fernsehprogramm entdecke, freue ich mich, dass meine Arbeit von früher auch heute noch gesendet wird. Darüber hinaus macht mir die Zusammenarbeit mit Dir, Marco, besonders viel Spaß. An den Fragen der Fans sehe ich, wie groß das Interesse an den Drombuschs nach wie vor ist. Ich verfolge das Forum, bitte aber um Nachsicht, dass ich mich dort nicht schriftlich äußere. Aber zu den verschiedenen Fragen führen wir ja heute dieses Interview.

Marco Huber:
Die siebte Frage ist sehr interessant. Sie lautet: Was unterscheidet einen guten von einem schlechten Schauspieler und welche Qualitäten muss ein guter Schauspieler mitbringen?

Michael Werlin:
Ich sage es mal mit einem kleinen Scherz: Schauspieler müssen warten können und hitzebeständig sein! Denn das sind die beiden Dinge, die am Drehort die größten Strapazen für den Schauspieler sind. Mit Geduld muss er den ganzen Tag auf seinen, meist kurzen, Einsatz warten. Dann aber, in dem Moment des Drehens, in seiner Rolle topfit präsent sein. Und er muss reproduzieren können. Das heißt, wenn der Regisseur die Szene siebenmal drehen möchte, muss er sie siebenmal gleich oder mit den Veränderungen spielen, die Regisseur oder Technik von ihm wünschen. Der Schauspieler muss die Qualität haben, Teamplayer zu sein und die gleiche Leistung immer wieder neu zu erzeugen. Eine Verlässlichkeit und eine Professionalität sind da wichtig. Hitzebeständig deswegen, weil er beim Drehen im Kostüm im Scheinwerferlicht steht. Da verläuft oft die Schminke. Dann kommt der Maskenbildner und pudert ihn ab – das muss er auch dauernd ertragen können. Es wird nämlich ununterbrochen von allen Gewerken an ihm herumgefummelt.

Er sollte natürlich seine Texte leicht und gut lernen können. Vielseitigkeit ist für den Schauspieler enorm wichtig. Das heißt nicht nur die Haarfarbe zu wechseln, sondern auch jeden Charakter, vom bitterbösen Mörder bis zur komischen Alten, überzeugend spielen zu können. Einen Fächer von Darstellungs-möglichkeiten zur Verfügung zu haben, das macht einen guten Schauspieler aus. Und Bodenständigkeit, auch bei Erfolg, ist ebenso wichtig.

Marco Huber:
Kommen wir zur nächsten Frage. Wer sind für Dich die größten Schauspieler und Schauspielerinnen unserer Zeit und der Vergangenheit?

Michael Werlin:
In der Vergangenheit gehörte natürlich Günter Strack dazu, der für mich ein Ausnahmeschauspieler war. Vor allem durch seinen Charakter, der trotz seines riesigen Erfolges und seiner Popularität nie zum Höhenflug angesetzt hat und zum Überflieger wurde, sondern ein ganz normaler Mensch geblieben ist. Einer wie du und ich, der isst und trinkt und gerne auch mal Fünfe gerade sein lässt. Ihn kann ich wirklich als einen großen Schauspieler bezeichnen. Genauso und ohne Abstriche war es Günther Pfitzmann. Auch ein ganz Großer seiner Zunft. Daneben Wolfgang Kieling. Für viele ist der Name nicht mehr präsent. Es ist der Vater des Schauspielers Florian Martens, der zusammen mit Maja Maranow in der Serie „Ein starkes Team“ spielt. Früher war er einer meiner Lieblingsschauspieler.

Dann komme ich mal zur heutigen Zeit. Mein momentaner Favorit ist Armin Rohde (der „Bierchen“ in dem Film „Kleine Haie“). Er hat alles, vom Bösen bis zum Komischen. Er ist momentan einer der populärsten Schauspieler in Deutschland. Leider muss ich dazu sagen, dass ich ihn nur sehe – wir haben leider nie zusammen gearbeitet. Aber wenn ich noch mal einen Film machen würde, in welchem ich bestimmen könnte, wer die Hauptrolle spielt, dann wäre es bestimmt Armin Rohde.

Als internationalen Schauspieler nenne ich mal exemplarisch Clint Eastwood. Das gilt ebenso für dessen Leistungen als Regisseur. Außerdem sehe ich Ornella Muti sehr gerne. Bei den Frauen ist das natürlich vom Typ abhängig, zumal ich ja nun einmal ein Mann bin und gewisse Neigungen an das weibliche Geschlecht nicht unterdrücken kann. Daher spielen hier geschmackliche Dinge auch eine wichtige Rolle. Da zählt nicht nur die Qualität, sondern auch das Aussehen. Ich kann mich da also nicht unbedingt festlegen.

Witta Pohl habe ich sehr oft besetzt und wir haben auch viele Filme außerhalb der Drombuschs zusammen gedreht – unter anderem spielte sie in meiner allerersten Fernsehregie eine Mutterrolle. Daran sieht man welche Schauspielerinnen ich bevorzuge und immer wieder gerne besetzt habe. Witta Pohl steht exemplarisch dafür.

Michael Werlin und Anni Lutz (Besitzerin der "Alten Mühle" beim Drombuschs-Fantreffen 2010
Michael Werlin und Anni Lutz (Besitzerin der "Alten Mühle" beim Drombuschs-Fantreffen 2010

Marco Huber: Frage 9. Gehen wir wieder zu den Drombuschs zurück: Mussten die Schauspieler bei den Drombuschs ihre Texte auswendig lernen, oder konnte man diese z. B. von Tafeln oder Ähnlichem ablesen?

Michael Werlin:
Man geht normalerweise davon aus, dass ein Schauspieler, wenn er an den Drehort kommt, seinen Text auswendig spricht. Es gibt natürlich manchmal Sätze, die sehr kompliziert sind oder die so gar nicht in den Kopf reingehen wollen. Dann stellt man zur Unterstützung – manchmal auch bei älteren Kollegen, die ein nicht mehr ganz so gutes Gedächtnis haben – Tafeln ins Blickfeld oder neben die Kamera, so dass gewisse Sätze abgelesen werden können. Das ist aber nicht die Regel. Dennoch haben auch große Schauspieler ihre Texte oft abgelesen. Hans Albers hat so gut wie überhaupt nichts auswendig sprechen können, er hat fast alles abgelesen. Sein Blick war dadurch immer weit in die Ferne gerichtet, eben auf die schwarzen Tafeln, die so genannten „Neger“, neben der Kamera. Dadurch schaute er so interessant verschleiert, da er auch keine Brille getragen hat. Das wurde ihm dann als sein typischer, magischer Blick ausgelegt. Ich plaudere jetzt ein bisschen aus dem Nähkästchen. Manfred Krug gehörte auch zu den Schauspielern, die gelegentlich ihre Texte ablasen. Er begründete dass immer so, dass er sich mit den Texten, die manchmal für ihn großer Quatsch waren, nicht belasten wollte, denn das waren für ihn „Eintagsfliegen“. Man kann sich das ja auch gut vorstellen, wenn man bei solchen Serien wie „Auf Achse“ jeden Tag drehen muss und dauernd irgendwelche belanglosen Situationen mit Texten belegen muss, sich nicht mehr die Mühe macht, diese auswendig zu lernen, sondern sie einfach nur abliest. 

Marco Huber:
Sehr interessant! Nun eine Frage für unsere kulinarischen Freunde: Wer bereitet die Speisen beim Dreh einer Serie oder eines Filmes zu?

Michael Werlin:
Ja, also wenn man Schauspieler im Film essen sieht, dann denkt der Zuschauer wahrscheinlich, die Schauspieler hätten selbst gekocht. Das ist natürlich nicht der Fall. Die stellen sich selbstverständlich nicht hinter die Kamera und kochen auch noch zusätzlich im Hintergrund. Natürlich gibt es dafür im Drehteam eine spezielle Abteilung, die so genannten Requisiteure. Und bei den Requisiteuren gibt es zwei unterschiedliche Kategorien: Einmal den Außenrequisiteur und den Innenrequisiteur. Das hat nichts damit zu tun, dass der eine bei den Dreharbeiten nur draußen dabei ist und der anderen nur drinnen, sondern der Außenrequisiteur ist derjenige, der, unabhängig vom Drehteam, die Requisiten kauft oder leiht und zum Drehort bringt. Also quasi die Transporte und die Akquise dieser Gegenstände macht. Er geht zum Beispiel in ein Waffengeschäft und besorgt die Schusswaffen. Oder, wenn Möbel gebraucht werden, besorgt er diese aus einem Fundus oder er leiht Teppiche aus einem Teppichgeschäft. Er kauft natürlich auch das Essen ein, das dann am Drehort zubereitet wird. Es wird übrigens, auch bei sehr reich und üppig aussehenden Büffets, meist billig eingekauft. Warum billig? Mann muss sich vorstellen, dass eine Mahlzeit in vielen verschiedenen Einstellungen gedreht wird. Das heißt um ein Stück Fleisch zu essen, muss man mindestens zehn Stücke Fleisch zur Verfügung haben. Denn wenn es angeschnitten ist, kann man es nicht zum zweiten Mal frisch anschneiden. Und wenn in der Szene mit dem Essen begonnen wird, muss das Fleisch bei jeder weiteren Kameraeinstellung immer wieder komplett aussehen. Das heißt, das Essen ist in zirka füng- bis zehnfacher Menge vor Ort und man kann sich leicht ausrechnen, dass beispielsweise der Kauf von Fasan oder Trüffel unheimlich teuer werden würde. Mit anderen Worten: Es werden billige Lebens-mittel gekauft, um die Kosten im Rahmen zu halten. Selbst die köstlich aussehende Kartoffelsuppe ist aus der Konserve. Und wenn Onkel Ludwig in der Serie sagt: „Ein gut Süppche die Supp“, ist es trotzdem nur eine aus der Büchse. Oder die typisch hessische „grüne Soße“ ist verhältnismäßig einfach hergestellt und nicht liebevoll aus sieben oder acht Kräutern bereitet, sondern ist vorproduziert und schnell warm gemacht.

Jetzt komme ich zum Innenrequisiteur bzw. den Innenrequisiteurinnen – bei den Drombuschs waren es Damen. Diese hatten einen kleinen Raum mit fließender Wasseraufbereitungsmöglichkeit und einem Kocher mit elektrischem Anschluss. Dort wärmten sie die Speisen auf und dekorierten diese dann auf dem Tisch am Drehort. Die Schauspieler konnten dann "genüsslich" zubeißen. Oft bleibt das Essen auch nicht lange warm und schmeckt meist auch nicht wirklich richtig gut. Aber die Schauspieler spielen natürlich so, als ob es ihnen sehr gut schmeckte.

Getränke stellen öfter ein größeres Problem dar. Ich nenne da beispielsweise nur das frisch gezapfte Bier. Der Schaum ist immer eine große Herausforderung, weil dieser sehr schnell zerfällt, aber in jeder Anschlusseinstellung gleich aussehen muss. Ein Zusammenspiel von Hygiene - immer saubere, frische Gläser - und gutem Timing sind hier nötig. Es sind viele Punkte die beachtet werden müssen. Und für diese Problematik gibt es den Beruf der Requisiteure. Diese bereiten natürlich nicht nur das Essen zu, sondern sind auch für alle anderen Requisiten, die am Drehort gebraucht werden, verantwortlich.

Marion Kracht (Tina Drombusch) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2011 in Darmstadt
Marion Kracht (Tina Drombusch) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2011 in Darmstadt

Marco Huber: Und weiter geht es in unserer beliebten Rubrik "Fans fragen - Michael Werlin antwortet". Wir sind bereits bei der 11. Fanfrage. Sie lautet: Sind bei Außenaufnahmen - z. B. in Straßen oder an öffentlichen Plätzen - die Drehorte abgesperrt und ist es schwer, diese Szenen zu drehen?

 

Michael Werlin: Ich freue mich, dass meine Antworten auf so großes Interesse stoßen und beantworte gerne die nächste Fragen: Ja, diese Aufnahmen sind oft sehr schwierig zu drehen. Natürlich kann man gewisse Bereiche absperren. Auch kann man durch die Polizei den Verkehr so regeln, dass Filmautos unbeschadet durch den Verkehr kommen. Aber besonders eine Tatsache macht das Ganze so kompliziert: Gerade bei Szenen im Auto müssen die Schauspieler meist auch Dialoge sprechen. Was hierbei besonders schwer ist, sind längere Fahrten bei denen der selbst- fahrende Schauspieler auch noch auf den Verkehr reagieren muss. Aufgrund der Konzentration auf Partner, Text und Technik (Mikro, Licht, Klappe) ist das oft gar nicht so leicht. Dann sind Kamera und Scheinwerfer meist auch noch vorn auf der Motorhaube, im Sichtfeld der Darsteller, montiert. Wenn es dabei zu einer unvorhergesehenen Situation kommt, z. B. irgendjemand beachtet die Absperrungen nicht und fährt dem Schauspieler vor den Wagen, kann das sehr tragisch enden. Daher lastet eine große Verantwortung auf den Schultern aller Beteiligten und natürlich besonders auf denen des Regisseurs. Er hat schließlich eine gewisse Sorgfaltspflicht und trägt damit auch die Hauptverantwortung. Ich war immer sehr froh, wenn solche Fahrszenen ohne besondere Vorfälle abgedreht waren. Zum Glück kann ich sagen, dass es in meiner knapp 40-jährigen Laufbahn zu keinen schweren Unfällen bei derartigen Szenen gekommen ist. Bei anderen Produktionen gab es leider solche schlimmen Unfälle. Es sind dabei auch Menschen zu Tode gekommen.

 

 

Marco Huber: Die folgende Frage schließt direkt an die Vorherige an: Gab es Schauspieler, die sich bei den Dreharbeiten bestimmter Szenen verletzt haben?

 

Michael Werlin: Bei den Dreharbeiten zu den „Drombuschs“ ist zu meiner Zeit, soweit ich mich erinnern kann, nie etwas Schlimmeres passiert. Sicherlich gab es mal kleinere Verletzungen, aber das führte nicht zu Ausfällen der Betroffenen. Der dramatischste Unfall, den ich miterlebt habe, war ein Reitunfall bei einer anderen Serie („Alles Glück dieser Erde“) auf der Galopp-Rennbahn in Düsseldorf. Dabei ist der Schauspieler, der einen Jockey spielte, von seinem Rennpferd - einem Vollblut - gestürzt und hat sich das Schlüsselbein und drei Rippen gebrochen. Das hat mir unendlich leid getan. Wir brauchten damals eine Großaufnahme, in welcher der Schauspieler (kein Double) - original - auf diesem Pferd reiten musste. Es war freiwillig, er war ein sehr guter Reiter und wir hatten den Ablauf vor den Aufnahmen auch sorgfältig besprochen. Leider habe ich aber unterschätzt, was so ein Vollblutpferd mit einem Mann macht, der nicht täglich im Renn-Sattel sitzt. Der Dreh musste natürlich unterbrochen werden und ein Rettungswagen hat ihn abtransportiert. Wir haben dann leider ohne ihn weitergedreht. Er blieb im Krankenhaus zurück und das Filmteam reiste weiter zum nächsten Drehort. Seine fehlenden Einstellungen wurden später mit sehr viel Aufwand und „Trickserei“ nachgeholt. Wolf-Dietrich Berg (er ist leider nicht mehr unter uns) hat mir nach seiner Genesung dann doch verziehen und wir sind trotzdem Freunde geblieben.

 

Marco Huber: Eine der meist gestellten Fragen in Sachen Drombuschs kommt jetzt. Auch wir beide haben schon oft darüber gemutmaßt: Wieso hat Vera Drombusch bei Sigis Herzanfall in der 13. Folge keine Wiederbelebungsversuche unternommen?

 

Michael Werlin: Eigentlich kann man diese Frage in einem Satz beantworten: Weil es so im Drehbuch stand (lacht). Autor Robert Stromberger hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir seine Drehbücher möglichst punktgenau verfilmen. Alles musste 1: 1 umgesetzt werden. Er hätte es nicht geduldet, wenn man davon abgewichen wäre. Er war überzeugt davon, dass alles von ihm Geschriebene stimmig und rund sei. Es sollte niemand durch irgendwelche "Besserwissereien" daran etwas verändern. Deshalb habe ich es genau so gedreht, wie es im Drehbuch stand. Unterdessen habe ich zusammen mit Dir, Marco, Nachforschungen betrieben und Du hast über Umwege das Original-Drehbuch besorgen können. Wir haben die Szene mit dem Original-Script verglichen und es hat sich bestätigt, dass wir damals exakt den Inhalt des Buches verfilmt haben. Vielleicht können wir beim nächsten Fantreffen den Text der entsprechenden Szene mal den Fans präsentieren und darüber sprechen.

 

Darüber hinaus vermute ich aber, dass Vera keine Wiederbelebungsversuche gemacht hat, weil sie durch ihren Beruf als Krankenschwester die Erfahrung hatte, bei dieser Art von Herzinfarkt wäre nichts mehr zu machen, außer die Beine des Betroffenen hoch zu lagern. Natürlich hätte man aus heutiger Sicht sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen müssen, eventuell auch noch eine Mund-zu-Mund Beatmung? Es war aber auch nicht Sigis erster Herzinfarkt. Meist führt ja der zweite Infarkt zum Tode. Vera wusste, dass ihr Sigi ein schwaches Herz hatte und vielleicht hat sie registriert, dass sie nichts mehr für ihn tun konnte.

 

Robert Stromberger hat Sigi sterben lassen, um Vera als eine begehrenswerte Frau zwischen zwei Männern (Martin & Ludwig) plazieren zu können. Außerdem wollte er die Geschichten um die Sorgen und Nöte einer Witwe in der Mitte ihres Lebens aufzeigen. Diese Thematik war damals vollkommen neu in einer Familienserie, dass eine der Säulen einer Familie stirbt. Und was nach dem Tod des Haupt-Ernährers mit der Familie passiert, wollte er exemplarisch an diesem konkreten Fall zeigen. Ich glaube, es wäre auch keine besonders stimmige Szene gewesen, wenn Vera verzweifelt, erfolglos, Wiederbelebungsversuche unternommen hätte. Hinterher sogar noch mit Schuldgefühlen hätte weiter leben müssen. Ich verspreche mir von einer solchen Szene nicht sehr viel.


Michael Werlin zusammen mit einigen Hauptdarstellern bei den Dreharbeiten zur 4. Staffel 1989
Michael Werlin zusammen mit einigen Hauptdarstellern bei den Dreharbeiten zur 4. Staffel 1989

Marco Huber: Frage 14: Was passiert mit den Drombuschs-Requisiten nach Ende der Dreharbeiten? Konkret gefragt, mit der Collage, die zu Beginn der 13. Folge zu sehen ist? Ich möchte die Frage aber gerne auf alle Drombuschs-Requisiten ausdehnen.

 

Michael Werlin: Die „Drombuschs-Requisiten“ kamen nach Drehende in einen Fundus, wurden dort nummeriert und archiviert um für weitere Projekte bei Bedarf zur Verfügung zu stehen. Unter anderem auch die besagte Collage. Diese ist nicht unter meiner Verantwortung entstanden, sondern war in leicht veränderter Form schon in der 1. Staffel (noch unter der Regie von Claus-Peter Witt) zu sehen. Sie hing damals, nach dem Umzug zu Herrn Diehl, über Omas Bett. Ich habe da leider nicht sehr sorgfältig recherchiert, sonst hätte ich zum 50. Geburtstag von Sigi eine Neue anfertigen lassen. Aber damals dachte ich, es ist vier Jahre her, dass der Zuschauer sie auf dem Bildschirm gesehen hatte - und dass nach dieser Zeit keiner mehr gewusst hätte, wie sie genau aussah. Es war ja lange vor den DVDs und kurz nach der Einführung von VHS. Die Tatsache, dass sich Zuschauer heutzutage die Folgen hintereinander anschauen und dann auf solche Dinge aufmerksam werden, war seinerzeit noch nicht in unserem Bewusstsein. Was genau nach den Dreharbeiten aus der Collage geworden ist, kann ich nicht sagen. Ich vermute, sie wird im ZDF-Fundus gelagert. Leider wurden viele Drombuschs-spezifische Requisiten, die nicht mehr für zukünftige, andere Produktionen verwendet werden konnten, nach Abschluss der Dreharbeiten vernichtet. Aus heutiger Sicht traurig, aber es war lange bevor Requisiten oder Ähnliches für einen guten Zweck versteigert wurden.

 

Marco Huber: Die nächste Frage ist zweigeteilt. Erste Frage: Ist der Regisseur für die Gestaltung des Vor- und Nachspanns verantwortlich? Der zweite Teil der Frage lautet: Wieso gab es im Vor- und Abspann nach der 2. Staffel so gravierende Änderungen (wie z. B. das Drombuschs-Logo, etc.)?

 

Michael Werlin: Der Regisseur hat für den Vor- und Nachspann ein Vorschlagsrecht. Es gibt gewisse Regeln, welche die Sender einhalten müssen. Das Urheberrecht spielt dabei eine gewisse Rolle. Es entstehen ja beim Drehen eines Filmes oder einer Serie Urheberrechte. Der erste Urheber ist der Autor, der das Recht an seinem Buch hält. Dann der Regisseur. Er ist derjenige, der die Szenen so dreht, wie er es für angemessen hält. Als Beispiel: Es würden bei gleichem Script nie von zwei Regisseuren identisch inszenierte Szenen entstehen. Denn jeder hat seinen eignen Stil. Zum Beispiel bei der Entscheidung, wie eine Szene gedreht wird. Dies ist immer die persönliche Urheberschaft eines jeden Regisseurs. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Kameramann, den Tonmann, die Architekten, Kostümbildner und anderer mehr. So gibt es die verschiedensten, gestalterischen Berufe, die im Vor- oder Abspann genannt werden müssen. Das schreibt das Urheberrecht vor. Diese "Rechteinhaber" müssen in Verbindung mit ihrem „Werk“ genannt werden.

 

Darüber hinaus werden die Darsteller aufgeführt und zwar in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Dabei hat der Regisseur auch ein Vorschlagsrecht. Der prominenteste Schauspieler sollte am Anfang stehen. Er repräsentiert ja schließlich die Serie oder den Film. Das hat natürlich auch werbe- relevante Hintergründe. "Diese Drombuschs mit Witta Pohl" ist natürlich viel wirksamer, als wenn man die Serie mit einem unbekannten Darsteller beworben hätte. Die letztendliche Entscheidung über die Reihenfolge trifft dann aber die entsprechende Redaktion des Senders.

 

Nun zu der Frage, wieso sich die Vor- und Abspanne geändert haben: Als Robert Stromberger anfing „Diese Drombuschs“ zu schreiben, war nicht abzusehen, dass diese Serie ein so riesiger Erfolg werden würde. Er hatte eine Staffel von sechs Folgen konzipiert. Als diese dann abgedreht und gesendet waren, bekam er den Auftrag für eine weitere Staffel. Er hat dann sechs neue Folgen geschrieben. Das brauchte seine Zeit, daher auch der große Abstand von knapp 2 Jahren zwischen den Staffeln. Die 2. Staffel wurde noch erfolgreicher als die Erste. Daraus ergab sich, dass es auf weitere Staffeln hinauslaufen würde. Das ZDF gab dann den Auftrag, auf Jahre voraus zu planen. Es ergab sich die Notwendigkeit, der Serie einen unverwechselbaren Wiedererkennungswert zu verschaffen. Somit wurde aus der beliebigen Schrift der ersten 12 Folgen, eine einheitliche „Drombuschs-Schrift“ und es wurde ein einprägsames Logo erstellt. Das Logo gab es meines Wissens auch schon vor meiner Zeit, wurde aber unter meiner Verantwortung durch die Architekten überarbeitet und verändert.

 

Marco Huber: Die 16. Fanfrage bleibt beim Thema Abspann. Muss die Schlussmusik den Abspann-Texten angepasst werden oder ist es umgekehrt; werden die Texte der Musik angepasst?

 

Michael Werlin: Beides ist der Fall. Nehmen wir als konkretes Beispiel die Drombuschs-Musik von Eugen Thomass. Diese Komposition hat eine gewisse Länge. Beim genauen Hören der Musik merkt man, dass sie eine recht einfache Struktur hat. Es ist ein immer wiederkehrendes, musikalisches Thema. Sagen wir zum Beispiel dieser Teil ist 30 Sekunden lang. Wenn, wie vom Sender festgelegt, der Abspann 90 Sekunden lang sein soll, dann hängt man dreimal dieses Thema aneinander. Das wird in der Nachproduktion im Schneideraum gemacht. Dort werden diese einzelnen Musikteile so zusammen geschnitten, dass eine einzige Komposition entsteht. Damit steht auch fest, dass der Text im Abspann auf diese besagten 90 Sekunden passen muss. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Also müssen alle Namen so schnell über den Bildschirm laufen (das Tempo ist regulierbar), dass die Zeit perfekt ausgefüllt ist. Übrigens mussten wir einen bewegten Titel-Hintergrund mit dieser Länge drehen. Kein Standbild.

 

Marco Huber: Weiter geht es mit folgender Frage: Wie läuft eine Drehort-Suche ab?

 

Michael Werlin: Die Drehort-Auswahl wurde zur damaligen Zeit teils durch die Filmarchitekten, teils durch den Außen-Requisiteur oder auch durch den Regisseur selbst bestimmt. Heutzutage vereinfacht man das, denn man möchte Zeit sparen. Daher gibt es sogenannte „Motiv-Scouts“, die sich in den jeweiligen Regionen auskennen und die Motive bzw. Drehorte der Produktion vorschlagen. Anhand von Katalogen ist somit eine Vorauswahl möglich. Es wird dabei natürlich darauf geachtet, dass eine ausreichende Stromversorgung besteht, genug Parkplätze vorhanden sind und Räumlichkeiten, an denen die Schauspieler geschminkt und eingekleidet werden können. Desgleichen Möglichkeiten an welchen das Team verpflegt werden kann. Toiletten sind ebenso notwendig. All dies ist bei einer Motiv-Suche wichtig und muss bedacht werden. Nach diesen Vorschlägen schaut sich der Regisseur mit seinem engeren Team die Location an, und wenn sie dem Drehbuch und den Vorstellungen aller entspricht, wird dann dort gedreht. Ebenso sollte der Drehort innerhalb einer überschaubaren Zeit (auch mit LKW) leicht erreichbar sein. Man kann nicht wegen einer kleinen Szene stundenlang durch die Landschaft fahren.

 

Wobei wir das bei der Produktion der Drombuschs oftmals gemacht haben. Ich möchte das so erklären: Autor Robert Stromberger hat im Raum Darmstadt viele authentische Orte ins Drehbuch aufgenommen, die dann auch zum Drehort wurden. Unabhängig davon, wie groß der Aufwand oder wie lang die Anfahrt für das Team waren. Ich nenne beispielsweise das Lokal „Blauer Ofen", das weit außerhalb Darmstadts liegt. Es trägt natürlich sehr zur Authentizität der Serie bei, wenn der Zuschauer viele Original-Schauplätze in und um Darmstadt herum wiederentdecken kann. Auch die „Alte Mühle" ist eigentlich ein vom Hotel Maritim (dem Übernachtungsort der Produktion) viel zu weit entfernter Drehort. Das wurde aber aufgrund der Einzigartigkeit des Motivs gerne in Kauf genommen.

 

Beim letzten Fantreffen haben wir bei der tollen Stadtführung von Marco viele der konkreten Drehorte im Zentrum von Darmstadt besichtigen können. Zahlreiche dieser Motive sind auch auf der Drombuschs-Homepage zu sehen.


Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2010
Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2010

Marco Huber: Ein im Forum aktiver Fan möchte wissen: Wie lange dauerte in der Regel ein Drehtag und wo waren die Schauspieler bei den Dreharbeiten in der Alten Mühle in Lengfeld untergebracht?

 

Michael Werlin: Ein Drehtag dauert für die verschiedenen Branchen eines Filmteams unterschiedlich lange. Das erklärt sich daraus, dass nicht alle Mitglieder am Drehort zur gleichen Zeit arbeiten können, sondern dies nacheinander tun müssen, um sich nicht gegenseitig zu behindern. Für die Masken- und Kostüm-Abteilung beginnt ein Drehtag gegen 5:00 bzw. 5:30 Uhr früh. Sie bereiten im Hotel/Studio soweit alles vor, bis gegen 6:00 Uhr die ersten Schauspieler erscheinen. Diese sind dann in der Regel ca. 1 Stunde in der Maske und beim Kostüm. Danach frühstücken sie und gehen nochmals ihre Texte durch bzw. proben vorab mit ihren Filmpartnern.

 

Parallel bringen die Produktionsfahrer die anderen Mitglieder des Filmteams wie z. B. die Tonleute, die Beleuchter, Bühnenarbeiter, Requisiteure, Kamera und Regie an den Drehort. Diese bereiten dort die für diesen Tag disponierten Szenen vor. Danach treffen die Schauspieler ein und beziehen die Räumlichkeiten, die für sie als Maske/Garderobe bzw. Aufenthaltsräume vorbereitet wurden. Diese waren bei den Drombuschs-Dreharbeiten in der „Alten Mühle“ im linken Gebäudeteil. Hier war auch der Platz für die Mittagspause des Teams (das Essen wurde für uns von einem Catering-Service angeliefert). Es gab auch Ruhe-Räume bzw. einen Wohnwagen für Witta Pohl und Günter Strack. Heutzutage hat fast jeder Hauptdarsteller seinen eigenen Wohnwagen! Das war damals bei den Drombuschs noch nicht der Fall.

Generell lässt sich sagen: Ein normaler Drehtag sollte durchschnittlich 8 Stunden dauern. Dazu kommt eine halbe Stunde Mittagspause sowie jeweils eine Stunde für die An- und Abfahrt zum Drehort. Gegebenenfalls noch Überstunden. Mit den Vorbesprechungen und der Organisation weiterer Drehtage im Produktionsbüro (Hotel Maritim), sowie dem abendlichen Sichten des gedrehten Materials der Vortage im Schneideraum (die sogenannte „Muster-Vorführung“) sind 14 Stunden keine Seltenheit.

 

Marco Huber: Wie ging man mit Störfaktoren bei den Dreharbeiten um, wie z. B. Autolärm, Flugzeuglärm oder Passanten?

 

Michael Werlin: Gerade mit dem Flugzeuglärm hatten wir bei den Dreharbeiten an der „Alten Mühle" in Lengfeld immer wieder zu kämpfen. Besonders zwischen 9:00 - 10:00 Uhr und 16:00 - 17:00 Uhr folgte im Minutentakt eine Maschine auf die Nächste. Man konnte nur geduldig abwarten, bis die Anzahl der Flugzeuge geringer wurde. Für einen rationellen Serien-Dreh hätte man dieses Motiv mit seinen tontechnischen Unzulänglichkeiten niemals aussuchen dürfen. Aber für die Drombuschs war manches möglich. Bei den Dreharbeiten wird sehr darauf geachtet, dass die Hintergrund-Geräusche so gering wie möglich sind. Je leiser diese sind, desto angenehmer und zuschauerfreundlicher ist der Ton dann im fertigen Film. Um diese störungsfreien Aufnahmen zu bekommen, muss man eben sehr viel Geduld aufbringen.

 

Autolärm ist in der Regel ein homogenes Rauschen, das nicht ganz so gravierend ist. Natürlich sollten nicht gerade Traktoren bzw. LKW vorbeifahren, denn deren Geräusch-Pegel wäre deutlich zu hören. In solchen Fällen werden die Dreharbeiten auch gestoppt, bis sich die Störquelle entfernt hat. Um Unterbrechungen durch Passanten zu vermeiden, sperrt man die Drehorte in der Regel ab, damit nicht plötzlich jemand unvorhergesehen im Bild erscheint oder in die Kamera guckt. Es gibt eine Menge auf das geachtet werden muss und genau diese Sorgfalt ist auch notwendig, um ein zufriedenstellendes Endergebnis zu erzielen.

 

Marco Huber: Nun eine Frage zur Nachbearbeitung. Mittlerweile schon die 20. Frage: Wie stark hat man als Regisseur Einfluss auf das Schneiden von gedrehten Szenen?

 

Michael Werlin: Absoluten Einfluss! Man hat ja die geschriebenen Szenen des Drehbuchs nach seinen Ideen verfilmt, also diese aus verschiedenen Perspektiven drehen lassen. Wie das dann aneinander geschnitten wirkt, findet ursprünglich in der Fantasie des Regisseurs statt. Wie sollen die Blickwinkel sein, wie sollen die Einstellungsgrößen sein? Filmt man eine Nahaufnahme, eine Totale oder eine Halbtotale? Sind zwei Leute im Bild oder nur eine Person? Das entspringt zunächst einmal der Vorstellung des Regisseurs. Diese macht er sich, wenn er das Drehbuch liest, bzw. den Dreh einer Szene vorbereitet und sie dann mit dem Team umsetzt. Man dreht in Deutschland anders als in Amerika. In Amerika wird jede Einstellungsgröße in allen Varianten durchgedreht. Das heißt, die ganze Szene wird Total-, Halb-Total, Halb-Nah, Nah und in Groß-Aufnahmen gedreht. So dass man im Schneideraum alle Möglichkeiten der Montage hat. Da verliert der Regisseur die Gestaltungsmöglichkeit. Das macht dort der Schnittmeister, auch „Cutter“ genannt, selbständig im Einklang mit dem Produzenten, der den Film ja später auch vermarktet. In Deutschland hingegen macht der Schnittmeister mit dem „Rohschnitt“ seinen Vorschlag für die erste Form des Films. Er schneidet die täglich gedrehten Szenen nach der Nummerierung auf der Klappe aneinander. Wenn der Film abgedreht ist, kommt der Regisseur hinzu und man überarbeitet gemeinsam diese Version bis zur Endfassung, dem sogenannten „Feinschnitt“. Dadurch bekommt der Film das Image, das er nach den Vorstellungen des Regisseurs haben sollte. Bei den Drombuschs wollte Stromberger manchmal, dass spezielle Wirkungen auf ganz bestimmte Art und Weise entstehen sollten. Wenn ich diese mit meinem Schnitt nicht so hinbekommen habe, hat er mich darauf hingewiesen, dass er es gerne anders hätte. Es wurde dann meist nach seinem Willen umgeschnitten. Aber als Regisseur bin ich immer dabei gewesen. Ohne mich hätte der Film nie sein endgültiges Gesicht bekommen. 

 

Marco Huber: Eine Frage, die in unserem Fan-Forum schon diskutiert wurde ist die, ob es sich bei den Szenen in Wien um den Original-BMW von Vera Drombusch handelte, oder ob es sich um ein angemietetes, ähnliches Modell handelte, welches mit den entsprechenden Nummernschildern ausgestattet wurde?

 

Michael Werlin: Ich kann diese Frage nicht abschließend beantworten. Da aber Witta Pohls Sohn Florian bei den Dreharbeiten in Wien dabei war, könnte es sein, dass er die Aufgabe hatte, den Wagen dorthin zu fahren (zur Aufbesserung seiner Studium-Finanzierung). Denn jeder, der bei Dreharbeiten dabei ist, muss eine bestimmte Funktion haben. Da Florian bei uns keine andere Funktion hatte, vermute ich sehr stark, dass es sich um den Original-BMW handelte, der von ihm überführt wurde. Die Aufnahmen in Wien wurden zu Beginn der Dreharbeiten der 3. Staffel gemacht. Da zu diesem Zeitpunkt noch viel Geld im Budget war und der BMW uns uneingeschränkt zur Verfügung stand, nehme ich an, dass man ihn auch nach Wien gebracht hat.

 

Marco Huber: Nun zu einer Frage, in welcher es um den jüngsten Sohn der Drombusch-Familie geht: Wieso wurden die Geschichten rund um Thomi Drombusch nie wirklich vertieft, bzw. wieso wurde seine Präsenz immer mehr zur Randerscheinung?

 

Michael Werlin: Ich habe natürlich nicht die Drehbücher geschrieben, daher kann ich nur vermuten, warum dies der Fall war. Für die Rolle des Thomi wurden damals Kinder „gecastet“, das heißt, man hat einen Jungen gesucht, der den kleinen, frechen Sohn spielen konnte. Nun wurde Thomi im Laufe der Jahre natürlich erwachsener. Eike Hagen Schweikhardt hat es aber nicht als seine Profession angesehen, Schauspieler zu werden. Was sich natürlich ab einem Alter von 16 - 17 Jahren bemerkbar macht, bzw. auf die schauspielerische Qualität Auswirkungen hat. Vom spielerischen Umgang mit der Rolle hin zum Gestalterischen eines Jugendlichen. Wir wissen heute, dass Eike Kameramann geworden ist und er wohl lieber hinter der Kamera arbeiten wollte. Das hat zwar auch etwas mit dem Beruf zu tun. Aber seine Leidenschaft lag nicht primär darin, vor der Kamera zu agieren. Ich denke, dass Robert Stromberger einfach nur sein Naturell berücksichtig hat und dadurch Eikes Rolle immer weiter zurückgenommen hat. Und zwar reduziert auf die von ihm schauspielerisch leicht erfüllbaren Dinge, wie z.B. das Geigespielen oder die Situationen um die Bundeswehr. Das war für ihn problemlos spiel- und umsetzbar. Große Liebesgeschichten hingegen, die sich in seinem „Spielalter“ in der 5./6. Staffel dann ja logischerweise hätten ergeben müssen, mal abgesehen von den kleinen Episoden mit Yvonnche bzw. Assi Sanders (4.Staffel), hätten ihn möglicherweise an seine gestalterischen Grenzen bringen können.


Witta Pohl, Günter Strack, Sabine Kaack und Michael Werlin im Innenhof der "Alten Mühle" im Sommer 1989
Witta Pohl, Günter Strack, Sabine Kaack und Michael Werlin im Innenhof der "Alten Mühle" im Sommer 1989

Marco Huber: Wie wurden Szenen gedreht, die vor einer lauten Kulisse spielen? Ich nenne beispielsweise das „Darmstädter Heinerfest“. Wurden dort nur die Bilder gefilmt und das gesprochene Wort später nachsynchronisiert oder gibt es Tricks, wie man Nebengeräusche ausblendet?

 

Michael Werlin: Wenn es solche Tricks gäbe, wäre deren Erfinder mit dem Patent darauf Milliardär! Denn genau das ist eines der Hauptprobleme beim Film, nämlich, den Originalton störungsfrei einzufangen! Ein lautes Störgeräusch kann man nicht einfach herausfiltern. Jedes Geräusch setzt sich aus vielen verschiedenen Frequenzen zusammen, die sich mit den Sprach-Frequenzen überschneiden. Fängt man also an, bestimmte Frequenzen herauszunehmen, verschwinden diese auch im Sprachbereich und die Dialoge der Schauspieler klingen dann „kastriert“. Deshalb gibt es auch kein Verfahren, das dies ermöglicht. Ich erinnere nur an das Problem mit den Vuvuzelas. Und deren Klang hat nur zwei Töne!

 

(Exkurs: Während der Fußballweltmeisterschaft wurden sogenannte „Vuvuzela-Filter“ angeboten. Neben auf Kerb-, Kammfiltern oder komplexeren Verfahren der Signalanalyse basierenden Filtern, bei denen das Tonsignal des Fernsehgeräts durch spezielle Computersoftware geleitet wird, fanden sich auch betrügerische Angebote. Dabei wurden beispielsweise MP3-Dateien angeboten, die den Vuvuzela-Lärm per Antischall auslöschen sollten – ein Verfahren, das ohne ständige dynamische Phasenanpassung niemals funktionieren kann. Beim Abspielen der MP3 wird der Lärm sogar lauter.)

 

Natürlich gibt es verschiedenen Methoden den Sende-Ton zu „glätten“. Zum einen kann man bei extrem lauten Motiven die Dialoge später nachsynchronisieren. Man dreht die Szenen mit einem Protokoll-Ton, dem sogenannten „Primär-Ton“, der für die Sendung nicht benutzt wird. Geht anschließend ins Ton-Studio und nimmt die Sprache neu auf. Dann legt man einen gewissen Geräuschpegel „hinter“ die sauber aufgenommenen Dialoge. Am Mischpult bringt man das Ganze dann in ein wohltemperiertes Gleichgewicht, so dass es sich im fertigen Film angenehm anhört. Alternativ kann man versuchen, beim Dreh alle störenden Geräusche wie etwa Musik, Telefone etc. oder auch die Gespräche von Komparsen, abzustellen. Man kann z. B. die Statisten anweisen, nur so zu tun, als ob sie sprächen. Sie bewegen also nur „stumm“ ihre Münder und in der Nachbearbeitung werden dann alle notwendigen Hintergrund-Geräusche (auch ihre Sprache) und gegebenenfalls die Musik in einem ausgewogenen Verhältnis hinzu- „gemischt“.

 

Marco Huber: Bei der jetztigen Frage geht es um das Thema Abspänne am Ende eines TV-Filmes. Konkret gefragt: Wieso laufen diese Abspänne heute so schnell, dass sie kein Zuschauer mehr lesen kann?

 

Michael Werlin: Die einfache Antwort ist: Es soll auch niemand mehr die Abspänne lesen! Denn diese wurden früher, als sie noch länger und ausführlicher waren, auch nur von den wenigsten Zuschauern gelesen! Meist waren überhaupt nur die Schauspieler, oder sogar nur die Hauptrollen, für das Publikum interessant. Die Information, wer beispielsweise Garderobe, Maske oder Requisiten gemacht hat, war und ist doch für die Wenigsten relevant. Daher reduzieren die Senderverantwortlichen mittlerweile fast immer die besagten Abspänne. Die Furcht, dass der Zuschauer gelangweilt umschaltet, aufs “Klo“ geht oder Getränke holt, ist dafür die Ursache. Gerade bei den durch Werbung finanzierten Sendern ist es die Absicht zu verhindern, dass man an ihren teuren Reklame-Einblendungen vorbeischaltet! Daher macht man die Abspänne so kurz wie überhaupt nur möglich. Oft auch parallel zu Werbung oder zu Hinweisen auf das folgende „spannende“ Programm. Am liebsten würde man, aufgrund der genannten Gründe, komplett auf den Abspann verzichten und direkt von einem Film in den nächsten übergehen. Das geht aber aus urheberrechtlichen Gründen zum Glück (noch) nicht.

 

Marco Huber: Nächste Fanfrage: Werden die gleichen Kennzeichen an den Filmautos immer wieder verwendet und sind diese offiziell bei der zuständigen Behörde gesperrt?

 

Michael Werlin: Ja! Die gleichen Kennzeichen werden, solange eine Serie läuft, immer wieder verwendet. Sie werden von den örtlichen Kraftfahrzeugbehörden ausgegeben und stehen somit, schon aus versicherungstechnischen Gründen, für andere Nutzer nicht mehr zurVerfügung.

 

Bei den „Drombuschs“ gab es für uns ca. 20 verschiedene Kennzeichen. Sofern die Hauptcharaktere über alle Staffeln hinweg das gleiche Auto fuhren, hatten diese auch durchgehend die gleichen Nummernschilder. Wurde ein Kennzeichen frei, so konnte es in der nächsten Staffel an einem anderen Fahrzeug verwendet werden.

 

Beispielsweise möchte ich auf das Nummernschild DA-WX 333 am Wagen von Dr. Peter Wollinski (Thomas Schücke) verweisen. Im Laufe der folgenden Staffeln tauchte es an zwei weiteren Fahrzeugen nocheinmal auf. Das war aufgrund der Tatsache, dass wir nur eine begrenzte Anzahl von Kennzeichen benutzen durften, unabdingbar. Der aufmerksame Fan wird daher immer wieder die gleichen Nummernschilder in verschiedenen Folgen an verschiedenen Fahrzeugen entdecken.

 

Wir haben beispielsweise einige in Darmstadt spielende Szenen auch in Hamburg gedreht. Für diese Aufnahmen wurden die im Hintergrund agierenden Autos mit Darmstädter Kennzeichen ausgestattet, um die „Darmstadt-Illusion“ zu wahren. Dazu muss ich natürlich anmerken, dass damals die neuen Staffeln jeweils erst nach einer produktionsbedingten Pause von zwei Jahren gesendet wurden. Aufzeichnungs-Medien wie VCR, VHS oder sogar DVD steckten noch in den Kinderschuhen, sprich der Zuschauer konnte sich die Folgen nur live am Stück ansehen (nicht wiederholen oder zurückspulen). Es fiel daher selten auf, wenn ein Kennzeichen mehrfach benutzt wurde!

 

Marco Huber: Bleiben wir noch beim Oberbegriff „Auto“: Ein Fan möchte gerne wissen, ob alle Drombuschs-Schauspieler einen Führerschein hatten?

 

Michael Werlin: Alle Schauspieler, die laut Drehbuch fahren sollten, mussten bei den Dreharbeiten auch selbst am Steuer sitzen, egal ob sie einen Führerschein hatten oder nicht. Bei Darstellern ohne Führerschein mussten wir uns deshalb Gedanken machen, wie das zu bewerkstelligen wäre. Entweder kamen die Fahrzeuge dann auf einen Trailer (Anhänger), das heißt, sie wurden gezogen und die Schauspieler simulierten dabei, dass sie führen. Wenn ein Fahrzeug aber in einer Totalen zu sehen war, musste die Straße abgesperrt sein, damit keine Unfälle passieren konnten.

 

Im Prinzip sollte man alle Schauspieler, die im Film Autofahren müssen,vorher fragen ob sie es auch können. Dann gibt es am Drehtag auch keine bösen Überraschungen, wenn man den jeweiligen Schauspieler bittet, sich ans Steuer zu setzen.

 

Ich erinnere mich daran, dieses Prinzip zwei Mal missachtet zu haben:

 

In der Reihe „Ein Fall für zwei“ war ein türkischer Taxifahrer zu besetzen. Ich ging davon aus, dass der junge Schauspieler aus Berlin selbstverständlich Auto fahren kann. Am Drehort sagte er mir dann, dass er weder einen Führerschein noch je ein Fahrzeug gesteuert habe. Die Folge war, dass wir ihm nachts auf der Straße „Fahrunterricht“ geben mussten.

 

Das zweite Beispiel ist aus der 4. Drombuschs-Staffel: Wolfgang Weiser, der den Besitzer des Maxims (Albert Huttner) spielte, sollte laut Drehbuch mit seinem Jaguar vom Hinterhof der Bar zügig auf die Straße fahren. Der Schauspieler sagte mir am Drehtag, dass er keinen Führerschein habe und auch nicht fahren könne. Wir hatten glücklicherweise den Stuntman (Peter Hick) am Drehort, der den Türsteher und Leibwächter von Albert Huttner spielte. Ich bat ihn, als Double einzuspringen und den Jaguar vom Hof zu fahren. Er wurde von uns so präpariert, dass man ihn als Fahrer nicht genau erkennen konnte. Als er mich fragte, wie er denn fahren solle, sagte ich ihm: „Normal bis sportlich“! Dies einem Stuntman zu sagen, war natürlich das Falscheste was man tun konnte. Er kam dann aus der Ausfahrt „gebrettert“, ist nach rechts abgebogen und raste auf die Querstraße zu. Beim erneuten Abbiegen brach der Wagen aus und knallte mit der Hinterachse an den Bordstein. Das linke Hinterrad stand daraufhin nach innen und der Wagen war nicht mehr fahrtüchtig. Wir konnten die Szene nur ein einziges Mal drehen. Das Auto musste zur Reparatur, was vor dem Hintergrund, dass er uns von einem Privatmann zur Verfügung gestellt wurde, äußerst ärgerlich war. Nach einer solchen „Anweisung“ fühlt man sich vor dem Team nicht gerade sehr souverän.


Hans Weicker (Hermann Eurich) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2013
Hans Weicker (Hermann Eurich) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2013

Marco Huber: Die nächste Frage kommt von einem Immobilienbesitzer. Er möchte wissen, ob er seine Wohnung bzw. sein Haus für Dreharbeiten zur Verfügung stellen und in eine Kartei aufnehmen lassen kann. Dabei spielt natürlich auch der finanzielle Aspekt eine Rolle, denn der zweite Teil der Frage lautet: Wie viel wird für Aufnahmen in einer Immobilie pro Drehtag bezahlt?

 

Michael Werlin: Ja, selbstverständlich ist das möglich. Ich würde allerdings keine 1-Zimmer-Wohnung mit 20 Quadratmetern in eine Filmkartei aufnehmen lassen. Denn die Wohnung sollte eine gewisse Größe und Attraktivität haben. Sie muss nicht immer das reiche Milieu widerspiegeln, aber im Film ist meist eine interessante und besondere Optik gefragt. Eine gewisse Größe ist notwendig, weil ja nicht nur diehandelnden Schauspieler vor Ort sind, sondern auch das „Dreh-Team“ anrückt, was im Motiv noch aus mindestens 6-8 Personen besteht.

 

Wenn die Örtlichkeiten diese Kriterien erfüllen, kommt ein sogenannter Motiv-Scout, der sich die Räumlichkeiten anschaut und diese dann, wenn sie für ihn interessant erscheinen, in seine Kartei aufnimmt.

 

Bei der Bezahlung gibt es folgende Faustregel: Für eine Mietwohnung erhält man pro Drehtag eine Vergütung von einer Monatsmiete! Das heißt bei einer Wohnungs-Miete von beispielsweise 600 Euro, kann man pro Dreh-Tag auch 600 Euro verlangen. Wenn in der jeweiligen Immobilie an mehreren Tagen gedreht wird, versucht der Produktionsleiter eine Pauschale anzubieten. (Anzahl der Drehtage mal „Monatsmiete“ minus Rabatt). Das ist dann Verhandlungssache.

 

Marco Huber: Mit der nächsten Frage, wird es musikalisch. Sie lautet: Wer hat die Musik der Drombuschs ausgesucht? Dabei geht es nicht um die komponierte Titelmelodie, sondern um die sonstige Musik, die in den Folgen zu hören ist!

 

Michael Werlin: Es wären da drei Kategorien zu nennen:

 

1.) Die Musik-Stücke, die im Drehbuch, also durch den Autoren Robert Stromberger, für bestimmte Situationen der Handlung festgelegt waren. Herr Stromberger war ein sehr großer Kenner und Liebhaber klassischer Musik. Diese wurde in seinen Drehbüchern auch exemplarisch angeführt. Die Musikstücke standen von Anfang an fest und wurden auch ohne jegliche Diskussion so verwendet.

 

2.) Darüber hinaus gab es die „Originalmusik“ an den Drehorten. So spielte beispielsweise im Innenhof des L’Auberge eine Dreimann Combo zur Unterhaltung der Gäste. Die Musiker hatten ein gewisses Repertoire, welches vor den Dreharbeiten im Maritim Hotel in Darmstadt aufgezeichnet wurde. Die Fans, die beim letzten Treffen dabei waren, kennen diesen Raum. Es handelt sich um das heutige Raucherzimmer neben der Hotelbar.

 

Im Playback-Verfahren wurde dann beim Drehen die Musik nur „angespielt“ und während der Dialog-Szenen herunter geregelt. Erst bei der Nachbearbeitung wurde sie dann, in entsprechender Lautstärke, dazu gemischt. Die Auswahl, welche Musik zu der jeweiligen Szene passte, oblag mir. Die Thematik habe ich dabei immer der jeweiligen Stimmung angepasst. Bei traurigen Szenen sind traurige Stücke zu hören, bei fröhlichen Szenen heitere Musiken.

 

3.) Die dritte Art der Musik ist die szenische Untermalungsmusik, die zum größten Teil von Eugen Thomass komponiert wurde.

 

Sonst sind noch die Funktions-Musiken (beispielsweise in Kaufhäusern, Restaurants usw.) von mir ausgesucht und in der Nachbearbeitung dazu gemischt worden.


Witta Pohl (Vera Drombusch) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2010 in Darmstadt
Witta Pohl (Vera Drombusch) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2010 in Darmstadt

Marco Huber: Und weiter geht es mit sechs neuen Fragen. Die erste lautet: Wie kam es dazu, Michael Degen alias Dr. Martin Sanders in der Filmhandlung nach Israel gehen zu lassen, bzw. warum hat man sich für dieses Land entschieden?

 

Michael Werlin: Drehbuchautor Robert Stromberger hatte dem Gesamtkonzept der Serie entsprechend beschlossen, die Beziehung zwischen Martin Sanders und Vera Drombusch zu beenden. Dabei sollte der in Darmstadt nicht mehr geachtete Martin Sanders an ein Goethe Institut ins Ausland gehen. Herrn Stromberger schwebte zuerst Jordanien mit der Hauptstadt Aman vor. Durch die Intervention des Dr. Sanders Darstellers Michael Degen, der als Schauspieler mit jüdischer Abstammung nicht in einem arabischen Land drehen wollte, musste diese Idee fallen gelassen werden. Als Alternativ-Drehort wurde Tunesien vorgeschlagen, da dieses Land zur damaligen Zeit politisch am wenigsten aggressiv gegenüber Israel war. Aus Furcht vor eventuellen Repressalien wollte Michael Degen aber generell in kein arabisches Land fliegen. Das konnte man gut nachvollziehen und daher wurde der Spielort auf Israel abgeändert. Gedreht wurde dann in Tel Aviv, Jerusalem, am Toten Meer und in der Negev Wüste. Die Dreharbeiten fanden im Hochsommer statt und es war sprichwörtlich eine sehr, sehr schweißtreibende Angelegenheit.

 

Darüber hinaus kann ich hier ein kleines Geheimnis verraten:
In Tunesien wären die Dreharbeiten sehr viel preiswerter gewesen. Gewöhnt an die Budgets der amerikanischen Film-Produktionen, die beispielsweise in Israel fast alle ihre Filme mit arabischem Hintergrund drehen (wie z.B. „Rambo“), werden die wenigen Drehorte, die hier in Frage kommen, sehr "gewinnbringend" vermarktet. Abgerechnet wird prinzipiell nur in Dollars. Durch den damaligen Umrechnungskurs zur DM wurden die Dreharbeiten für uns sehr viel teurer als kalkuliert.

 

Marco Huber: Die nächste Fanfrage lautet: Wie hoch war die Gage der Komparsen, die bei den Dreharbeiten zu „Diese Drombuschs“ mit dabei waren?

 

Michael Werlin: Zur damaligen Zeit wurde für einen Drehtag, der für die Komparsen oftmals sehr lange dauerte, eine Gage von 100 D-Mark gezahlt. Wenn ein Komparse für mehrere verschiedene Szenen gebraucht wurde, und somit unterschiedliche Kleidungsstücke von ihm benötigt wurden, erhielt er zusätzlich eine sogenannte Kleiderzulage in Höhe von 20 D-Mark. Wer darüber hinaus noch eine „kleine Rolle“ hatte, in der gesprochen oder eine spezielle Situation gespielt werden musste, erhielt nochmals 20 D-Mark extra. Dabei war es egal, ob es sich nur um ein Wort oder um mehrere kurze Sätze handelte. Das heißt, dass ein Komparse im besten Fall für einen Drehtag 140 D-Mark plus ein Mittagessen erhalten konnte.

 

Marco Huber: Eine weitere Frage, die in unserem Fanforum an dich herangetragen wurde, lautet: Wie viele Stunden Drehzeit benötigt man für eine Minute Film?

 

Michael Werlin: Wir sollten zur damaligen Zeit 4 bis 4 1/2 fertige Schnitt-Minuten pro Drehtag herstellen. Das ist verhältnismäßig wenig, denn bei vergleichbaren Serien waren mindestens 5 Minuten und mehr Pflicht. Wir hatten dieses Privileg, da wir ja Fernsehspielqualität liefern sollten.
Je nach dem Schwierigkeitsgrad der Szene, musste man alle halbe Stunde eine Einstellung schaffen. Wir drehten durchschnittlich 20 Einstellungen pro Tag. Also auf die reine Drehzeit von 8 - 10 Stunden gerechnet kann man sagen, dass nach der Faustformel alle 2 Stunden eine Film-Minute entstehen muss, mit allem notwendigen „Drum und Dran“. Für manche Einstellungen braucht man weniger Drehzeit, für andere mehr. Das relativiert sich aber im Laufe eines Drehtages dann wieder.

 

Marco Huber: Weiter geht es mit der Frage: Wird bei Szenen, in denen im Film Alkohol getrunken wird, richtiger Alkohol verwendet?

 

Michael Werlin: Ich sage es mal so: In der Regel sollte kein echter Alkohol verwendet werden. Was die Requisiteure kaufen und anbieten ist in Wahrheit folgendes: Sekt: Eine gefärbte Flüssigkeit mit Sprudel, Weine werden mit Säften (rot-weiß) dargestellt, Schnäpse sind Tee und das Bier ist natürlich alkoholfrei.

 

Aber ich habe auch schon erlebt, dass bei einer gewissen Produktion echter Alkohol ausgeschenkt wurde. „Moselbrück“ war eine Serie über eine an der Mosel lebende Winzerfamilie, bei der natürlich von früh bis spät „Wein“ getrunken wurde. Und da hat sich der eine oder andere Schauspieler auch gerne mal eine echte Flasche Wein öffnen lassen. Das führte dann zu einigen lustigen Situationen, aber auch zu deutlicher Mehrarbeit, da manche Einstellungen immer wieder gedreht werden mussten, bis sie perfekt waren.

 

Auch bei den Drombuschs gibt es eine Szene, in der wirklich einmal echter Alkohol im Spiel war. Es war an diesem Tag die letzte Einstellung. Eine Totale – alles andere war bereits abgedreht. Daher habe ich mir gedacht: Zum Feierabend hin lasse ich mal `ne schöne Flasche Sekt öffnen. Mit Korkenknall und richtigem Schaum. Ich dachte mir: „Dass ist schnell im Kasten und alles wird problemlos verlaufen!“ Das war natürlich ein großer Irrtum. Die Szene uferte relativ schnell aus, denn die letzte Mahlzeit an diesem Tag wurde während der Mittagspause zu sich genommen und somit hatten die Schauspieler (es war zwischen 18 und 19 Uhr) relativ wenig im Magen. Der Sekt wirkte dermaßen schnell, dass einige Darsteller schon beim zweiten Durchlauf leicht angeheitert waren. Witta Pohl, Marion Kracht, Sabine Kaack lachten unkontrolliert, („Ludwig hat geerbt…ha, ha, ha!“) Grete Wurm war blau und Mick Werup kreischte bereits. Zum Schluss hatten alle einen in der Krone. Den optisch-akustischen Beweis kann man in einem der Team-Filme, die bei den Fantreffen gezeigt werden, sehen. Dies war das erste und einzige Mal, dass wir beim Dreh einer Szene wirklich Alkohol ausgeschenkt haben.


Heinz Gerhard Lück (Herbert Reibold) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2014 in Darmstadt
Heinz Gerhard Lück (Herbert Reibold) und Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2014 in Darmstadt

Marco Huber: Die vorletzte Frage für diese Runde dreht sich um Szenen, die im Drehbuch standen, es aber nicht auf den Fernsehbildschirm geschafft haben. Was waren das für Aufnahmen und warum sind sie nicht in der fertigen Folge zu sehen?

 

Michael Werlin: Der Autor Robert Stromberger legte großen Wert darauf, dass alles was er geschrieben hatte, szenisch umgesetzt und auch gezeigt werden sollte. Dabei entstand leider das Dilemma, dass die Verfilmung der Drehbücher durch mich meist länger wurde als die vorgegebenen 60 bzw. 90 Minuten Sendezeit es erlaubten. Es wurde daher vieles gedreht, was leider hinterher nicht in die fertige Folge eingebunden werden konnte. Die Folgen mussten so geschnitten werden, dass sie in die Vorgaben des Senders passten. Es war natürlich ein sehr harter und langwieriger Prozess, aufwändig gedrehte Szenen herauszunehmen. Lediglich bei den letzten Folgen der jeweiligen Staffeln bekamen wir einige Zusatzminuten gebilligt. Was sich allerdings heute für Wiederholungen als sehr nachteilig herausstellt. Denn wo bringt man in einem festgezurrten Serien-Senderaster von 60 Minuten eine Folge mit 65 Minuten Sendelänge unter?

 

Geschnitten wurde letztlich das, was nicht unbedingt für die Folge notwendig war. So fiel leider ab der 3. Staffel der lange Titel-Untergrund, mit Spielszenen der jeweiligen Hauptdarsteller, der Schere zum Opfer. Auch Aufnahmen die „Rand-Begebenheiten“ zeigten, beispielsweise die kurze Szene, in der Oma Drombusch mit Dr. Schüler in Tirol zu sehen ist, kam nicht in die Sendefassung.

 

Dieses nicht verwendete Material wird üblicherweise (leider) im Kopierwerk vernichtet. Es existieren lediglich noch die Drehbücher und einige wenige Fotos der jeweiligen Szenen. Einige davon sind aber dankenswerter Weise auf der Homepage zu sehen.

 

Marco Huber: Und damit sind wir leider schon bei der letzten Frage für heute angelangt. Sie dreht sich um das Thema „Freundschaft“ zwischen Schauspielern. Die konkrete Frage lautet: Gab es deines Wissens nach zwischen den Drombuschs-Darstellern Freundschaften?

 

Michael Werlin: Naja Freundschaft ist ein großes Wort. Man darf nicht vergessen, dass die Schauspieler meist nicht über die Besetzung ihres jeweiligen Partners mitentscheiden. Man wird während der Dreharbeiten zu einer Gemeinschaft, ja fast zu einer Notgemeinschaft, vergleichbar mit einer Schiffsbesatzung. Da spielt die Zusammenstellung der Mannschaft für das Gelingen eine entscheidende Rolle. Nach dem Ablegen kann man ja nicht mehr so einfach aussteigen. Es entwickeln sich Zuneigungen, auch zwischen den Geschlechtern, ebenso entstehen Sympathien und Antipathien wie bei jeder anderen Unternehmung auch. Wobei Antipathien meist dazu führen dass man bei der Fortsetzung einer Serie nicht mehr dabei sein möchte, oder dass auf gewisse Personen verzichtet wird.

 

Ich erinnere mich daran, dass es bei den Drombusch-Schauspielern zwischen Witta Pohl und Günter Strack eine sehr enge Freundschaft gab. Auch Marion Kracht und Sabine Kaack haben sich sehr gut verstanden. Außerdem denke ich, dass Eike Hagen Schweikhardt in Mick Werup eine Art „brüderliches“ Vorbild oder großen Freund gesehen hat.

 

Meiner Beobachtung nach haben Witta Pohl und Hans-Peter Korff sehr gerne miteinander gespielt. Es herrschte zwischen den beiden ein sehr gutes und professionelles, wie auch ein privat herzliches Verhältnis.

 

Witta Pohl hatte dann bei der Besetzung ihres zweiten Partners ein Mitspracherecht und hat sich natürlich sehr darüber gefreut, dass Michael Degen, ihrem Wunsch entsprechend, für diese Rolle besetzt wurde. Die Beiden haben wirklich glänzend miteinander harmoniert.

 

Ob das jetzt alles Freundschaften im engsten Sinne des Wortes waren, kann ich nicht beurteilen. Aber es gab fast keine direkten Abneigungen, wie ich sie bei zahlreichen anderen Produktionen erleben musste.

 

Er ist zwar kein Schauspieler, aber ohne das wirklich freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Kameramann Wolfgang Knigge und mir wäre das Ergebnis der Drombuschs-Staffeln 3 und 4 so niemals zustande gekommen.

Michael Werlin 1989 vor dem "Maxim" bei den Dreharbeiten in Darmstadt
Michael Werlin 1989 vor dem "Maxim" bei den Dreharbeiten in Darmstadt

Marco Huber: Und wieder einmal haben sich einige Fragen an Michael Werlin angesammelt, die er hier gerne beantworten möchte. Vielen Dank, Micha, dass du una wieder einmal an Deinem Wissen teilhaben lässt!

 

Michael Werlin: Das mache ich sehr gerne!

 

Marco Huber: Die erste Frage lautet: Außerhalb der Drombuschs-Mühle, sowie im Innenhof, waren zahlreiche Lampen angebracht. Waren diese auch tatsächlich dort angebracht oder wurden sie nur für die Dreharbeiten installiert?

 

Michael Werlin: Sämtliche Lampen wurden von uns während der Dreharbeiten aufgebaut und das komplette Set ausgeleuchtet. Nach dem Ende der Dreharbeiten wurden diese wieder abgebaut und eingelagert.

 

Marco Huber: Zu welcher Jahreszeit wurden die Drombuschs gedreht und handelt es sich beim dem Schnee, der in der Serie zu sehen ist, um echten Schnee?

 

Michael Werlin:  Für die Drombuschs wurde, bis auf die Schlusssequenz in der letzten Folge der 6. Staffel, ausschließlich im Sommer in Darmstadt gedreht. Also auch die Winterszenen der 5. Staffel. Das bedeuet also, der Schnee der in der Serie zu sehen ist, ist Kunstschnee. Sprich Salz über Styropor-Stücken. Damals durfte noch mit Salz gearbeitet werden. Man musste allerdings Plastik-Bahnen darunter legen, so dass das Salz nicht in den Boden eindringen konnte. Große Flächen wurden mit Feuerwehr-Löschschaum überdeckt.

 

Beides ist heute (weil giftig) aus Umweltschutz-Gründen verboten. Heute nimmt man Zelluloseschnee "Movie Snow HSX". Fliegende Schneeflocken werden von Special-Effekt-Leuten mit einer Maschine, die Seifenschaum versprüht, hergestellt. Die größte und perfekteste Kunstsschnee-Sequenz ist in Kubricks „Shining“- Schlussszenen am Hotel und im Irrgarten zu bewundern. Unvorstellbar, alles Salz! Man kann es leicht daran erkennen, dass die Darsteller trotz körperlicher Anstrengung keinen Hauch vor dem Mund haben.

 

Marco Huber: Gab es von der Produktion für das Team und die Schauspieler irgendwelche Geschenke, die nach dem Ende jeder Staffel verteilt wurden?

 

Michael Werlin: Ja es gab Geschenke seitens der Produktion Trebitsch. In der ersten Staffel gab es für die Beteiligten ein Poster mit den Autogrammen der Hauptdarsteller und in der 2. Staffel ein Frisbee mit den Sendedaten der einzelnen Folgen.

 

In meiner ersten Staffel (Staffel 3) gab es ein T-Shirt mit Logo. In meiner 2. Staffel (Staffel 4) gab es eine Wetterjacke mit "Trebitsch-Aufdruck". Man hat hier kein Drombuschs-Logo verwendet, damit man sie später auch bei anderen Produktionen tragen konnte. Dann gab es eine Armband-Uhr mit Drombuschs-Logo, diverse Aufkleber mit Infos zur Serie und verschiedenfarbene Logos für unsere Drehbuch-Klemm-Rücken. Außerdem ein Trinkglas mit eingraviertem Drombuschs-Logo.

Alle diese "Reliquien" befinden sich im "Drombusch-Museum" von Marco Huber. Zu den letzten Staffen sind mir und Marco Huber keine Geschenke mehr bekannt, die verteilt wurden.

 

Marco Huber: Eine weitere Fanfrage: Blieben die Schauspieler in ihrer drehfreien Zeit im Hotel?

 

Michael Werlin: An „freien Tagen“ gibt es für die Schauspieler ohne Pauschal-Gage keine Bezahlung, somit logischerweise auch keine Übernachtung. Sie wurden daher in der drehfreien Zeit nach Hause geschickt. Auch „Pauschalisten“ hatten kein Anrecht auf ein Hotelzimmer. Das Team, so es gebraucht wurde, war durchgehend anwesend.

 

Marco Huber: Ein Fan möchte gerne wissen, wo die Ausrüstung, die zum Dreh wichtig war und wo die Requisiten außerhalb der Drehzeit gelagert wurden? Wie kamen die Schauspieler zum Drehort?

 

Michael Werlin: Die Lagerung des unterschiedlichen Equipments wurde nach seinem Wert
(Unersetzlichkeit) bestimmt. Kamera und belichtetes Film-Material wurden nachts im Zimmer des Kamera-Assistenten verwahrt. Ebenso der aufgenommene Ton bzw. die Ton-Bänder im Zimmer des Ton-Assistenten.
Deren Autos mit den Geräten in der Garage des Maritim. Aus versicherungstechnischen Gründen natürlich verschlossen! Der Kran für Kamera oder Scheinwerfer blieb während der Dreharbeiten über Nacht immer an der Alten Mühle.

 

Die Anschluss-Kostüme im Kostüm-Bus. Wurden die Schauspieler für die ersten Szenen des Tages im Hotel geschminkt und angezogen, lagerten die Kostüme im Hotel Maritim. Schmink-Utensilien gab es im Hotel und in der Mühle. Auch die Anschluss-Requisiten blieben abends bei uns oder in den Fahrzeugen in der Maritim-Garage. Ohne sie könnte am nächsten Tag nicht gedreht werden. Man denke nur des „Gäulchen“ wäre geklaut worden…

 

Die Möbel für den Aussendreh und die Fahrzeuge von „Bühne" und Beleuchtung blieben in der Bundenmühle. Auch die Spiel-Autos (Motorräder, Roller, Mopeds und Fahrräder) für die Schauspieler blieben über Nacht in der Mühle (zum Teil im verschließbaren Innenhof). In Darmstadt wurde einiges, was nicht in Hamburg gebraucht wurde, oder in der nächsten Staffel wieder auftauchte, angemietet.

 

Der Transport zum Drehort erfolgte in VW-Bussen oder mit privaten PKW. Günter Strack lebte zur damaligen Zeit in Darmstadt und fuhr daher gelegentlich selbst zum Drehort.


Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2017 in Darmstadt
Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2017 in Darmstadt

Marco Huber: Es gibt doch bestimmt Szenen, die für die Drombuschs gedreht wurden und es nicht in die fertige Folge geschafft  haben. Wieso werden gedrehte Szenen nicht verwendet und kannst du uns sagen, welche Szenen herausgeschnitten wurden?

 

Michael Werlin: Das ist eine sehr komplexe Frage, die ich gerne sehr ausführlich beantworten möchte:

 

Es gehört zur Verantwortung eines jeden Fernseh-Regisseurs, der für ein bestimmtes Sende-Format
(zum Beispiel 60 Minuten oder 90 Minuten) engagiert wurde, dass er vorher die Länge (Sendedauer eines Drehbuches) durch den Vorstop kalkuliert. Stellt man dabei fest, dass der gedrehte Film länger (zum Beispiel 65 Minuten) als vom Sender bestellt werden könnte, überlegt man gemeinsam mit dem Autor, der Redaktion und dem Produzenten, was für den Film „entbehrlich“ ist, also gestrichen werden kann. Das ist „gesund“ und auch allgemein in unserer Branche so üblich.

 

Anders aber war das bei den „Drombuschs“! Der Autor bezweifelte von Beginn an die Richtigkeit dieses „Vorstops“ in dem er darauf bestand, dass - wenn er z.B. 100 Seiten geschrieben hatte, diese später auch 60 Minuten Film-Länge ergeben müssen.

Es ist allerdings so, dass die Länge eines Films ursächlich vom Inhalt der Drehbuchseiten und nicht von deren Gesamtzahl abhängt! Das wurde aber seinerzeit ignoriert und wir waren zur „Beweisführung“ gezwungen, fast alles zu drehen, was Stromberger geschrieben hatte!

Diese „Überlängen" wurden vom Sender nicht finanziet und mussten vom Produzenten (aus seinem Gewinn heraus) bezahlt werden. Schauspieler und Team wurden unnötig „überbelastet“, denn alle Szenen mussten ja mit der gleichen Intensität gedreht werden, wusste man beim Drehen ja noch nicht, was später entfernt werden würde.

Auch nach der Ausstrahlung „meiner“ ersten Staffel (Staffel 3), als sich gezeigt hatte, dass wir keine langatmige, oder dröge Fortsetzung des Bisherigen geschaffen hatten, erlangte ich nicht das Vertrauen des Autors gegenüber der Einschätzung der Sendelänge der Drehbücher. So hielt der Disput darüber (zwischen uns) bis zum Drehende der 4. Staffel an.

 

Das permanente Misstrauen an meiner professionellen Kompetenz, mein „schlechtes Gewissen“ gegenüber dem Produzenten (das Budget einzuhalten), den Schauspielern (sie mussten ja die Texte zum Teil mühevoll erlernen) und den unnötigen Anforderungen an das Team (das Stunden und Tage dafür „gerade stand“), führte dann schlussendlich zur Kündigung meiner Mitwirkung an den „Drombuschs“ durch mich.

Für Außenstehende eigentlich unverständlich, bei dem anhaltenden Erfolg der Serie. Aber für mich „überlebensnotwendig“, um nicht das Selbstverständnis an der Richtigkeit meiner Arbeit zu verlieren!

An die Szenen bzw. Handlungen, die gekürzt wurden kann, ich mich nur dunkel erinnern.

Zum Beispiel wurde viel von Thomis „Musik-Strang“ gekürzt, da diese „Konzert-Übungs-Szenen“ sehr viel Zeit verbrauchten (innerhalb eines klassischen Musikstücks kann man nur schwer kürzen).

 

Auch Ludwigs nächtliches „Irren durch Wien“ wurde erheblich gekürzt (und damit die teuren Nachtaufnahmen im Ausland)! Ebenso Veras Fahrt vom Flughafen Tel Aviv bis zum „Finden“ von Martins neuer Wohnung.

Es wurden in den ersten beiden Staffeln beim Abspann die Hauptrollen mit einer kleinen Handlung „verabschiedet“. Das war auch für die dritte Staffel so geplant und geschrieben worden.Und wurde zum Teil auch  gedreht (z. B. eine wilde Tanz-Szene aller Beteiligten nach der Trauung von Chris und Tina). Die wurde dann (weil zu lang) durch die Vorbeifahrt der „Oldtimer“ in Kranichstein ersetzt.

Auch nach dem Theaterbesuch von Ludwig und Vera mit Martin im Staatstheater Darmstadt wurde als Titeluntergrund nur ein Foto von dem Gebäude als Notlösung gewählt. Die dazu geschriebene Handlung wäre zu lang geworden und nicht gedreht.

Bei der 4. Staffel wurde dann ganz auf diese Titel-Gestaltung verzichtet. Fotos von diesen Szenen sind nur sehr wenige vorhanden und auch auf der Homepage veröffentlicht.

Das rausgeschnittene Film-Material wird allgemein nach der Erstellung der Sende-Kopie zur Rückgewinnung des Zelluloids vernichtet. Die Filmleute sagen dann burschikos: Es wurde für die „Kammfabrik“ gedreht.

Günter Strack, Reiner Mühlhausen und Michael Werllin bei Dreharbeiten 1986
Günter Strack, Reiner Mühlhausen und Michael Werllin bei Dreharbeiten 1986

Marco Huber: Ein Fan hat auf der Homepage gelesen, dass die Dreharbeiten in der Villa Sanders nicht im Studio, sondern in einem echten Haus gedreht wurden. Er möchte gerne wissen, ob die Möbel der Besitzer verwendet wurden, oder ob die Wohnung für die Dreharbeiten vom Team neu eingerichtet wurde?

 

Michael Werlin: Villa Sanders besteht aus zwei Motiven: Das Außen-Motiv liegt an der Bergstraße mit schönem Blick in die Ebene. Es wurde da im Sommer gedreht. Im Winter haben wir dann in Hamburg die Innen-Aufnahmen in einer angemieteten Wohnung produziert. Wir mussten zur Tarnung des Hintergrundes (es war ja ein Stadthaus), eine Markise anbringen und eine künstliche Hecke aufstellen. So konnten wir auch bei den geringen Lichtverhältnissen in dieser Jahreszeit den Sommer simulieren. Das Mobiliar war das der dort lebenden Familie. Es musste nicht angemietet werden, sondern war in der Motiv-Miete inbegriffen.

 

Ich habe nur einen sehr wertvollen Stutzflügel aus dem Wohnzimmer entfernen lassen, da ich das Gefühl hatte, dass dadurch optisch eine „Wärme“ (Hausmusik) entstanden wäre, die absolut nicht zu der eiskalten Brigitte nebst ihrer Tochter gepasst hätte.

 

Das „Chaos“ dieses (fachmännischen) Instrumenten-Transports ist allerdings wieder so eine Geschichte, die es wert wäre, auf einem Fan-Treffen erzählt zu werden. Aber die Hausbesitzerin war zum Glück total „filmverrückt“ und bewirtete uns nach Drehschluss noch mit Lachs und Mumm-Sekt. Einmalig in meiner Laufbahn! Sie steuerte übrigens auch die Musik/Platte (Dean Martin) bei, nach der Martin und Brigitte tanzten. Das war einfach stimmiger als meine Idee.

 

Marco Huber: Weitere interessante Fanfrage: War der Husten von Frau Hohenscheid (Heidemarie Hatheyer) echt oder wurde dieser nachsynchronisiert?

 

Michael Werlin: Das Husten von Frau Hohenscheidt war echt und nicht synchronisiert. Ist aber natürlich an den Stellen, die das Drehbuch vorschrieb, von der Darstellerin gespielt worden. Es kam uns dabei „sehr gelegen“, dass Heidemarie Hatheyer starke Asthmatikerin war. Sie war kurzatmig und selbstverständlich deswegen extreme Nichtraucherin. Da sie aber laut Drehbuch eine heftig rauchende Lungenkranke spielen musste, habe ich aus der Apotheke spezielle Asthma-Zigaretten besorgen lassen. Diese beinhalteten Heilkräuter und waren ohne Tabak und Nikotin. Marco besitzt in seiner „Reliquien-Sammlung“ diese Orginal-Schachteln, die in seinem Museum begutachtet werden können.

 

Marco Huber: Wie werden Szenen an Bahnhöfen bzw. mit Zügen gedreht? Mietet man dafür den ganzen Bahnhof an und sperrt diesen großräumig ab?

 

Michael Werlin: Man kann die Aufgabenstellung einer Drehbuch-Handlung natürlich je nach Größe des vorhandenen Budgets unterschiedlich lösen. Vom Absperren des ganzen Bahnhofs bis hin zum Mieten einer Strecke, was übrigens sehr teuer ist - die Bahn rechnet nach rollenden Achsen pro Kilometer ab. Da kommt schnell was zusammen. Entsprechend sind auch die Preise für die Zugmaschinen, je nach Typ, variierend.

 

Ich möchte die Frage gerne am Beispiel unseres Drehs in Darmstadt beantworten, als wir die Szenen drehten, in denen Tina von Darmstadt zu ihrer Freundin Monika nach Mainz fährt: Wir haben nur den ersten Bahnsteig vorne rechts zur Verfügung gehabt. Also abgesperrt. Die „Reisenden“ waren Komparsen. Man konnte dann in einem überschaubaren Bereich drehen und hatte nicht so viele „Gaffer“ zu vertreiben. Ich glaube die Großaufnahme von Tina wurde aus der Froschperspektive (von unten) gedreht, so dass man den Hintergrund nicht einrichten musste. Der Zug (Zugmachine und ca. 2-3 Waggons) war von uns gemietet. Das Gleis stand uns für eine bestimmte Zeit zur Verfügung. Wir konnten also im Bahnhofsbereich hin und her rangieren. Marion Kracht und die Komparsen mussten nicht bis zur nächsten Station mitfahren. Der ganze Dreh musste durch die örtlichen und zeitlichen Einschränkungen „generalstabsmäßig“ geplant und durchgeführt werden. Ich glaube durch die Vermittlung von Robert Stromberger, der in Darmstadt so gut wie alles arrangieren konnte, war es aber überschaubar teuer und leichter zu bewerkstelligen.

 

Bei Aufnahmen während der Fahrt durch die Landschaft kauft man für das ganze Team und die Darsteller Hin- und Rück-Fahrkarten, reserviert entsprechend der Handlung Abteile und dreht in nach Fahrplan fahrenden Zügen. Je nach Dauer der Handlung wird die Strecke bestimmt, umgestiegen (wobei jedes Department seinen "Krempel" sehr schnell selber verladen muss) und Abends ist man wieder „Zuhause“.


Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2012 in Berlin
Michael Werlin beim Drombuschs-Fantreffen 2012 in Berlin