Witta Pohl im Gespräch mit Marco Huber

am 26.08.2009 in Hamburg


Marco Huber: Hallo liebe Drombuschs-Fans. Ich sitze hier in Hamburg neben Witta Pohl, um die zahlreichen Fragen zu beantworten die wir in den letzten Wochen in unserem Forum gesammelt haben. Witta, vielen Dank, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast.

Witta Pohl: Sehr gerne, ich freue mich auf die Fragen!

 

Marco Huber: Anfang August war das Drombuschs Fantreffen in Darmstadt, dieses ist nun einige Tagen vorbei. Wie war das Treffen für dich im Nachhinein betrachtet?

Witta Pohl: Eigentlich bin ich noch gar nicht zu Hause angekommen, weil ich gedanklich immer noch bei euch in Darmstadt bin. Es war so wunderschön. Es war alles so liebevoll und herzlich vorbereitet. Und wem auch immer ich in den letzten Tagen begegnet bin, ich erzähle nur noch von diesem wundervollen Treffen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Fantreffen.

 

Marco Huber: Wir uns auch! Kommen wir zu einigen Fanfragen: Beginnen möchte ich gerne mit der Frage, wie du zu der Rolle der Vera Drombusch gekommen bist und ob du gezögert hast, als das Angebot kam?

Witta Pohl: Ich bin durch Robert Stromberger zu der Rolle gekommen. Er hat gesagt, dass er mich für die Rolle haben möchte. Ich war damals in München zu Dreharbeiten und ich erhielt ein Fax mit dem Angebot in der Serie mitzuspielen. Ich habe dann darum gebeten, mir das Drehbuch zuzusenden. Und als es dann vor mir lag und ich es gelesen habe, habe ich gejubelt. Daraufhin habe ich am selben Tag noch bei der Produktion angerufen und gesagt: „Ich komme, ich mache das und ich freue mich jetzt schon!“

 

Marco Huber: Was ging dir denn genau durch den Kopf als du das Drehbuch zum ersten Mal gelesen hast?

Witta Pohl: Zuerst einmal fand ich die Inhalte so gut. Weil alles so einen Sinn hatte und alles mit einer Zärtlichkeit und großem Verantwortungsbewusstsein geschrieben war. Robert Stromberger hat die Menschen immer sehr, sehr gut und sensibel beobachtet. Und dann hatte er noch diese glänzende Fähigkeit das alles niederzuschreiben. Da konnte nur etwas ganz Großartiges daraus werden. Und bis zum heutigen Tage danke ich ihm aus vollen Herzen für das was er geschaffen hat.

 

Marco Huber: Als ihr damals die erste Staffel gedreht habt, habt ihr alle geahnt, dass die Serie so ein Erfolg werden würde?

Witta Pohl: Nein überhaupt nicht. Wir haben auch überhaupt nicht darüber gesprochen oder darüber spekuliert. Wir waren fasziniert von jedem Tag, von den Texten, von der Arbeit. Alleine wenn man die Hingabe des Regisseurs bedenkt. Was er für uns getan hat, wie er uns geführt hat. Alle Regisseure die wir hatten, waren großartig. Sie haben alle ganz Großartiges geleistet. Und sie haben uns angespornt, noch fleißiger zu sein, noch mehr zu arbeiten, noch mehr für die Sache da zu sein – und wir wussten, das lohnt sich!

 

Marco Huber: Das heißt, dass euch während der Dreharbeiten zu den ersten Folgen auch gar nicht klar war, ob es mit der Serie weitergehen würde?

Witta Pohl: Nein, absolut nicht. Aber wir waren von den Drehbüchern und den Gesichten absolut überzeugt und haben gehofft, dass es weitergehen würde.

 

Marco Huber: Nächste Fanfrage. Steckt denn in Witta Pohl etwas von Vera Drombuschs und steck in Vera Drombuschs auch etwas von Witta Pohl? Hast du Parallelen erkannt?

Witta Pohl: Sofort! Zum Beispiel die Verantwortung die man andern Menschen gegenüber haben muss und auch die Liebe um für andere da zu sein. Und manchmal auch die Zicke (lacht), da hab ich mich auch ab und zu wiedererkannt. Wobei ich es genossen habe, die Zicke nur als Vera Drombusch herauszulassen. Die Atmosphäre während der Dreharbeiten war so gut und ich habe mich im Team so sicher und geborgen gefühlt, dass ich alle Spielweisen und Charaktereigenschaften der Mutter Drombuschs ausprobieren konnte.

 

Marco Huber: Vera Drombusch hat ja sehr viele Lebensweisheiten parat. Welche Lebensweisheiten bzw. welches Lebensmotto gibst du gerne anderen Menschen mit auf den Weg?

Witta Pohl: Für andere da zu sein! Es gibt nichts Gutes außer man tut es! Ich glaube da ist sehr viel Wahres daran. Dieses Motto war von klein auf mein Lebensziel! Immer für andere da zu sein. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere.

 

Marco Huber: Konntest du denn damals während der Dreharbeiten zu den Drombuschs eigene Ideen und Vorschläge in die Drehbücher mit einbringen?

Witta Pohl: Ich kann da jetzt natürlich nur von mir erzählen. Für mich war der Autor Robert Stromberger immer da. Er war sehr darauf bedacht, dass alle seine Ideen und Drehbücher 1 : 1 umgesetzt wurden. Das war nicht immer ganz einfach für uns Schauspieler und das Team. Aber heute, nachdem ich auch einige Jahre älter werden durfte, habe ich begriffen, dass es ihm um die Sache gegangen ist. Weil er einfach sagte: Das können wir noch besser erzählen, oder da müssen wir genauer sein. Und je älter ich werde, desto mehr wandere ich auch in diese Richtung. Und das haben die Menschen, die uns zuhören, die uns zuschauen und in unserer Nähe sind, auch verdient. Ich versuche das immer mit sehr viel Liebe und Wohlwollen und auch mit Respekt vor den Zuschauern zu machen.

 

Marco Huber: Wie war es denn für dich, als Hans-Peter Korff aus der Serie ausschied?

Witta Pohl: Ich fand es sehr schade. Denn Sigi Drombusch war eine so sehr wichtige Person in der Serie und gehörte einfach dazu! Aber dieses Thema „Tod“, „Abschied nehmen“, „loslassen“ ist zum Beispiel für mich persönlich ein ganz, ganz wichtiges Thema mit dem ich bis heute nicht immer ganz einfach fertig werde. Dieses „loslassen“ müssen. Also habe ich versucht, Sigis Tod und die daraus resultierenden Geschichten und Handlungsstränge anzunehmen und zu begreifen. Aber schwer war der Ausstieg bzw. der Abschied von Hans-Peter Korff trotzdem.

 

Marco Huber: Wo wir gerade beim Thema „loslassen“ sind. Wie war das „loslassen“ am letzten Drehtag der Drombuschs?

Witta Pohl: Ganz schlimm! An diesen Tag denke ich bis heute! Und ich finde es lieb, wenn bis heute immer wieder zahlreiche Fans nachfragen bzw. darüber sprechen wie es wäre, die Serie fortzusetzen. Was aber leider nicht geht. Wir wissen auch warum (Anmerkung: einige Hauptpersonen, darunter Günter Strack und Grete Wurm sind verstorben). Der letzte Drehtag war für mich so schwer. Ich habe mir persönlich damit geholfen, dass ich mir gesagt hab: „Das geht nicht zu Ende. Bisschen Geduld, Wittchen. Das wird fortgesetzt!“ Ich habe es einfach nicht glauben wollen, dass die Drombuschs wirklich vorbei waren. Und in gewisser Weise geht es ja weiter. Das Fantreffen hat mir dies deutlich gezeigt! Auch in den zahlreichen Fanbriefen und Autogrammbitten werden immer wieder die Drombuschs erwähnt. Die Serie ist bis heute unvergessen! Und das tut mir gut!

 

Marco Huber: Nervt es dich manchmal, dass du immer noch von vielen Leuten als Mutter Drombusch angesehen und ständig darauf angesprochen wirst?

Witta Pohl: Überhaupt nicht! Ich freue mich sehr darüber. Mit so was habe ich nie Probleme gehabt. Und gerade mit Mutter Drombuschs angesprochen zu werden! Das sehe ich als großes Kompliment und Bestätigung, dass ich die Rolle glaubhaft dargestellt habe.

 

Marco Huber: Eine weitere, sehr interessant Fanfrage: Wie bereitet man sich denn als Schauspielerin auf schwierige, emotionale Szenen vor? Ich erinnere zum Beispiel mal an diesen unvergesslichen Dialog zwischen dir und Günter am Ende der 5. Staffel. Für mich ein Highlight der Serie. Das ist Schauspielkunst auf ganz hohem Niveau und das Highligt der kompletten Staffel.

Witta Pohl: Das ist die Szene in der ich dann später noch die Kerze ins Fenster stelle....

 

Marco Huber: Ganz genau. Bereitet man sich mit den Schauspielkollegen vor oder macht das erstmal jeder für sich?

Witta Pohl: Das macht erstmal jeder Schauspieler für sich! Bereits Tage im voraus. Das ist ganz klar. Und dann am Drehort, bzw. am Drehtag geht man die Szenen dann gemeinsam durch. Mit Günter z. B. konnte ich auch bereits einige Zeit im Voraus an so wichtigen Szenen arbeiten. Er war einer meiner allerliebsten und besten Freunde und Kollegen. Bei dem Spielen solchen Szenen bedarf es dann sehr viel Mut, dass man die Gefühle raus lässt und dass man sich vor allem auch einmal eingesteht: Das (Gefühl) kann ich jetzt sehr gut nachempfinden, die Rolle ist jetzt ein Teil von mir und ich kenne dieses Gefühl, bzw. die Emotionen auch privat. Aber das Loslassen und das auch Preisgeben dieser Gefühle ist nicht immer ganz einfach. Wenn dein Gegenüber in der Szene, dies auch tut und viele gute schauspielerische Angebote macht, dann ist es für mich eine Freude zu spielen und auch noch härter daran zu arbeiten. Noch mehr preiszugeben von mir. Und ich hatte gerade bei Szenen mit Günter keine Angst mehr Fehler zu machen. Das Vertrauen untereinander war so groß, dass jeder versucht hat, der guten Sachen seinen Dienst zu leisten. Und dabei selbst ein Geschenk zu bekommen.

 

Marco Huber: Und das ist euch zweifelsohne gelungen!

Witta Pohl: Ein bisschen... Hoffe ich!

 

Marco Huber: Ein bisschen arg! (beide lachen). Ist das dann bei emotionalen Szenen so, dass man das Team im Hintergrund auf ein Minimum reduziert? Sind weniger Leute anwesend, wenn man schwierige Momente drehen muss?

Witta Pohl: Nein, das war bei den Drombuschs nicht nötig. Es waren alle tolle uns sensible Mitarbeiter. Und die wussten von selbst, wann sie gebraucht wurden, bzw. wann sie sich zurückziehen mussten, wenn wir schwierige Szenen drehten. Ein großes Lob an alle. Am lieben würde ich sie alle zusammen noch einmal drücken und mich bedanken. Durch dieses Gefühl der Verantwortung und der Unterstützung wächst man ja auch zusammen!

 

Marco Huber: Viele Fans interessiert natürlich besonders: Wie ist dein Verhältnis zu den anderen Drombuschs Schauspielern heute? Gibt es da noch Kontakt? Wenn ja, sind diese familiär, bzw. freundschaftlich? Oder brechen die Kontakte nach dem Ende der Serie ab?

Witta Pohl: Ja, ich finde die Kontakte sind in den letzten Jahren sehr zurückgegangen. Mit meinem „jüngsten Sohn“ (Thomi – Eike Schweikhardt), habe ich regelmäßigen Kontakt. Und mit Marion Kracht auch. Aber ansonsten eher weniger. Sehr schade!

Marco Huber: Wie siehst du dich denn selbst in der Rolle der Vera Drombusch?

Witta Pohl: Das ist ja so ne Sache. Heute habe ich den Mut dazu, mich in der Rolle anzuschauen. Aber damals, als die Serie zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, war ich so aufgeregt, dass ich mir die Folgen nicht angeschaut habe. Außerdem fand ich es auch zu eitel, sich selbst im Fernsehen zu betrachten. Sie beispielsweise im Wohnzimmer hinzusetzen, möglicherweise noch die eigenen Kinder bitten, ruhig zu sein, um sich dann selbst anzuschauen – das konnte ich lange Zeit nicht. Und dann kommt natürlich noch dazu, dass man als Schauspieler nie ganz zufrieden mit seiner eigenen Leistung ist. Wenn man das Ergebnis seiner Arbeit dann im Fernsehen sieht, denkt man oft: „Mensch, das hätte ich noch besser machen können“. Denn dann kann man es natürlich nicht mehr verändern. Und deshalb habe ich sehr lange gebraucht um mich selbst zu überwinden und mich selbst auf dem Bildschirm anzuschauen. Aber mittlerweile hab ich das geschafft und mir die ersten 12 Drombuschs Folgen bei der Wiederholung auf 3sat angesehen. Und heute, mit einigem Abstand, bin ich glücklich über das Ergebnis was wir damals alle zusammen geschaffen haben. Wobei ich gestehen muss, dass es mir bis heute sehr schwer fällt, mich selbst im Fernsehen zu sehen.

 

Marco Huber: Wann bist du denn das nächste Mal im Fernsehen zu sehen?

Witta Pohl: Zuletzt habe ich für die ARD Serie „Großstadtrevier“ im Hamburger Hafen gedreht. Die Folge wird mit der aktuellen Staffel (Anmerkung: Die neuen Folgen ab. 21. September in der ARD) gezeigt. Ich drehe auch nicht mehr so viel, weil ich nicht mehr ganz einverstanden bin mit den Dingen, die heute von einem gefordert oder erwartet werden. Da hab ich ein bisschen Probleme damit. Auch die Art und Weise wie heute Theater gemacht wird. Dann kommt natürlich dazu, dass meine Kinderluftbrücke in den letzen Jahren sehr gewachsen ist, und ich es ungeheuerlich wichtig finde, dass ich dafür mit aller Intensität und aller Liebe arbeite. Somit bleibt wenig Zeit übrig für meinen Beruf. Wobei ich ja schon seit vielen Jahren in meinem Beruf gearbeitet habe und jetzt auch dem Nachwuchs und den jüngeren Kollegen die Chance auf gute Rollen nicht wegnehmen sollte. Ich habe mir aber auch überlegt, ob ich mich nicht mal hinsetze und versuche etwas zu schreiben, um noch einmal so ein bisschen den Mund aufzumachen für meinen Abschied vom Fernsehen. Aber das hab ich bisher noch nicht geschafft. Aber ich hab was im Kopf (schmunzeld).

 

Marco Huber: Du hast in deiner Schauspielerlaufbahn über 100 verschiedene Rollen gespielt...

Witta Pohl: Das weiß ich gar nicht...

 

Marco Huber: Es sind über 100, ich hab das mal recherchiert.

Witta Pohl: Im Fernsehen?

 

Marco Huber: Fernseh- und Theaterrollen zusammen! Also alleine über 80 Fernsehrollen. Wenn man dann die zahlreichen Theaterollen dazuzählt dann sind es...

Witta Pohl: ... weit über 100. Das stimmt. Ich hatte so viel Glück mit meinen Rollen. Und da bin ich dem lieben Gott auch so dankbar.

 

Marco Huber: Gibt es denn eine Lieblingsrolle die du gespielt hast, in all den Jahren?

Witta Pohl: Alles was ich gespielt habe, war in dem Moment meine Lieblingsrolle. Die neue Anforderung und die neue Aufforderung etwas Neues zu spielen hatte für mich immer einen ganz besondern Reitz. Daher war jede Rolle zu ihrer Zeit auch meine Lieblingsrolle. Und daran habe ich immer mit allem Fleiß und aller Energie gearbeitet.

 

Marco Huber: Gibt es denn eine Rolle, die du gerne mal spielen würdest?

Witta Pohl: Etwas Komisches! Eine Rolle bei der die Zuschauer von Herzen lachen können. Die Rolle sollte geprägt sein von einem herzlichen Humor! Ich selbst lache gerne und ich glaube wenn man andere Leute zum Lachen oder schmunzeln bringen kann, das ist doch etwas ganz Tolles! Ich habe in meinem Leben oft die Erfahrung gemacht, dass Lachen oder Humor einem sehr viel geben kann. Und ich habe trotz aller Ereignisse und Schicksalsschläge, das Lachen bis heute nicht verlernt!

 

Marco Huber: Du hast vorhin schon von der Kinderluftbrücke erzählt. Wie kam es denn dazu, dass du die Kinderluftbrücke gegründet hast?

Witta Pohl: Ich bin vor Jahren zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Wiesbaden eingeladen worden. Dieter Kürten hat das Ganze damals moderiert. Kardinal Lehmann war damals auch dabei. Das Publikum war von der Veranstaltung begeistert und es wurde sehr viel gespendet. Nach dem Ende der Veranstaltung kurz bevor ich abreisen wollte, stand auf einmal Dieter Kürten vor mir und sagte: „Hier Witta, ist ein Scheck für dich!“ Darauf stand ein für mich persönlich sehr, sehr hoher Geldbetrag. Es war für mich von Anfang an klar, dass ich dieses Geld nicht für mich persönlich annehme, sondern damit etwas Gutes tun möchte. Kardinal Lehmann hat mich dann nochmals in dieser Idee bestätigt. Als ich wieder zu Hause war, habe ich meinem damaligen Mann (Anmerkung: Dr. Dr. Ekkehart Franz) von der Sache erzählt. Und er sagte: „Wittchen, dass ist eine ganz tolle Idee, ich lege den doppelten Betrag nochmals oben drauf!“ Und da dachte ich, dass ist jetzt ein Zeichen vom Lieben Gott, dass ich etwas tun soll. Gleichzeitig sah ich im Fernsehen einen Bericht über Russland und sah wie schlecht es dort vielen Menschen geht. Zusammen mit meinem Mann beschlossen wir, dort mit dem Geld Hilfe zu leisten. Danach habe ich im Rathaus angerufen, denn Hamburg ist die Partnerstadt von St. Petersburg, und um einen Termin beim Bürgermeister gebeten. Als ich dann bei Dr. Henning Vorscherau saß und ihm erzählte, dass ich das Geld gerne spenden möchte, um in St. Petersburg etwas Gutes zu tun, wusste er zunächst gar nicht, wie das Geld eingesetzt werden sollte. Er versprach mir aber, sich Gedanken zu machen und sich bei mir zu melden. 14 Tage später hätte ich eine Nachricht von unserem hochverehrten damaligen Bürgermeister Henning Vorscherau auf meinem Anrufbeantworter. Er sagte: „Liebe Witta Pohl, ich fliege in einigen Tagen nach St. Petersburg. Ein Platz neben mir ist frei!“ Ich wäre am liebsten an dem Tag schon losgeflogen. Auf diese Art und Weise bin ich dann nach St. Petersburg gekommen. Dort habe ich mir die Projekte angeschaut, von denen ich allerdings nicht alle unterstützenswert fand. Und auf dem Rückflug kam mir dann die Idee, selbst ein Projekt ins Leben zu rufen und habe quasi dort die Kinderluftbrücke gegründet. Ich hatte Krankenhäuser gesehen, ich hatte Babys gesehen und wusste: „Dort muss ich helfen“. Zurück in Hamburg sind wir dann zum Notar gegangen und die Kinderluftbrücke war geboren. Dr. Vorscherau hat mich in all den Jahren immer unterstützt, und das werde ich ihm niemals vergessen.

 

Marco Huber: Welche Projekte bereut ihr aktuell mit der Kinderluftbrücke?

Witta Pohl: Wir sind nach wie vor in St. Petersburg tätig, wo wir aktuell Betreuer für unsere Straßenkinder suchen. Das liegt mir momentan besonders auf der Seele. Ich kann die Kinder dort nicht im Stich lassen. Ich bin kein ruhender Pohl und muss dort handeln. Außerdem haben wir beispielsweise in Sri Lanka für die Opfer des Tsunami mittlerweile 6 Häuser für Familien gebaut, dank ganz, ganz lieber Hilfe von unseren Spendern. Das 7. Haus bauen wir gerade. Die Menschen dort, haben teilweise zum ersten Mal elektrisches Licht. Es war eine Freude zu sehen, wie sehr sich die Familien darüber gefreut haben. Sie standen in den Häusern an den Lichtschaltern und haben ungläubig aber unheimlich dankbar immer wieder das Licht ein- und ausgeschaltet. Außerdem haben wir einen Brunnen für die Menschen gebaut und sie haben endlich in ihrer Nähe Wasser. Das zu sehen, war eine Bestätigung der ganzen Mühen und Ansporn für mich, weiter zu arbeiten und weiter zu kämpfen. Ein Flug nach Sir Lanka dauert beispielsweise 16 Stunden. Aber das nehme ich gerne auf mich. „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“! Auch unsere anderen Projekte sind mir sehr wichtig. In Kiew betreuen wir die Tschernobyl-Kinder, Krankenhäuser und auch andere hilfsbedürftige Kinder. Wir arbeiten auch eng mit der Ronald McDonald Stiftung zusammen, die uns gerade dort beispielhaft unterstützen.

 

Marco Huber: Das sind ganz tolle Projekte und eine wundervolle Arbeit die du und deine Mitglieder dort leistet. Ganz großen Respekt und ein großes Dankeschön im Namen all der Menschen, denen ihr helft.

 

Ich danke Dir, liebe Witta für dieses Gespräch. Es hat mir viel Spaß gemacht.

 

Witta Pohl: Gern geschehen. Das habe ich sehr gerne gemacht und hat mir auch viel Freude bereitet. Vielen Dank und liebe Grüße an alle Drombusch-Fans. Ihr seid in meinem Herzen!