Erstsendung: Montag, 12.01.1994 - 19:30 Uhr - Dauer: 01:29
Stunden
Zuschauer: 11,20 Millionen
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Inhalt:
Vera stöbert Ludwig auf dem Rummelplatz, der wieder einmal in Darmstadt Station macht, auf. Sie versucht ihm klar zu machen, dass er sich mit seinem Puppentheater einer Illusion hingibt und in einer Traumwelt lebt. Vera bietet Ludwig ihre Unterstützung an. Dieser ist allerdings nicht bereit, sich helfen zu lassen. Aufgrund seiner Geldnöte ist Ludwig in den Lokalen und Gaststädten kein gern gesehener Gast. Auch im „Goldenen Anker“ hat er bereits mehrmals anschreiben lassen. Was Ludwig nicht ahnt: Die Pächter des Lokals sind Marga Diebelshauser und Udo Buchler. Als Buchler Ludwig eines Abends in seinem Lokal entdeckt, beschließt er, sich an Ludwig zu rächen. Er versteckt Geld in seinem Mantel und ruft die Polizei. Als die Beamten kurze Zeit später bei Ludwig auftauchen und in seinem Mantel das angeblich gestohlene Geld entdecken, entlastet Marga Ludwig und überführt gleichzeitig ihren brutalen Lebensgefährten Udo. Die Beziehung von Marion und Maximilian steht vor dem Aus. Mit der festen Absicht, die Konzession für das Betreiben ihrer Striptease-Bar zu erhalten, verspricht sie Herrn Pölzer, dem zuständigen Beamten des Ordnungsamtes mehr, als sie am Ende bereit ist einzulösen. Als sie den angetrunkenen Herrn Pölzer nach Erhalt der Konzession vor den Katakomben stehen lässt, folgt ihr dieser in ihre Wohnung und fordert unter Gewaltandrohung die Einlösung ihres Versprechens. In letzter Sekunde kann Maximilian Schlimmeres verhindern. Schwer enttäuscht von Marion, beendet er die Beziehung. Auch in den Reibold-Werken läuft es für Maximilian nicht ideal. Nach mehreren Kontroversen mit Tina, verlangt er von Herrn Reibold ihre Versetzung. Tina ist ihm allerdings bereits zuvorgekommen und hat freiwillig ihren Platz geräumt. Sie will ihm dadurch zeigen, wie unentbehrlich er für die Firma ist. Maximilian ist schwer beeindruckt und überdenkt seine Haltung Tina gegenüber. Nicht nur Marion hat Beziehungsprobleme: Nach dem verhängnisvollen Fahrradunfall, haben sich auch Tina und Holger voneinander entfernt. Holger, der sonst stets korrekte Weltverbesserer, lässt keine Gelegenheit aus, sich juristisch aus der Schlinge zu ziehen. Holger sucht Trost bei Marion. Beide schmieden Zukunftspläne: Gemeinsam wollen sie die Katakomben in ein Öko-Restaurant umwandeln. Ludwig, der mittlerweile erkannt hat, dass Marga es doch ernst mit ihm gemeint hat, wurde durch diese Erkenntnis vollkommen aus der Bahn geworfen. Gedankenverloren irrt er auf dem Rummelplatz umher und von einem hinab stürzenden Balken verletzt. Mit Schulterverletzungen wird ins Krankenhaus eingeliefert. Als ihn die besorgte Vera besuchen will, weigert sich Ludwig, sie zu sehen…
Darsteller:
Zitate:
Herr Pölzer: Hey, was ist’n das (Auto) für ne Marke?
Marion: Schlaues Kerlchen, weiß genau, wen es mitnehmen will. Tschüss.
Marion (zu Holger): Du musst nicht immer die Welt verbessern wollen. Vielleicht will die das gar nicht.
Ludwig (zum Wirt): Ich lass mir von Ihne Männche auf de Backe male, hä?
Vera: Hast du jetzt (die Tür)
aufgeschlossen?
Oma: Ich denke nicht daran.
Vera: Aber Mutter, das sind doch die Schwester-Helferinnen vom Roten Kreuz.
Oma: Da kannst du mal sehen.
Oma Drombusch: Es wird Zeit (zu gehen). Bei mir gibt es Meerrettichsoße. Ich esse sie ja nicht, aber ich muss da sein um es zu sagen!
Politiker: … Am Sonntag ist
Wahltag. Und wir von der Liberalen Sozialen Union, wir haben einen Fahrdienst bereit gestellt.
Frau Werbelhoff: Seh ich das recht? Sie sind Politiker?
Politiker: Von der Liberalen Sozialen Union.
Frau Werbelhoff: Und da haben den Mut, ich möchte fast sagen, die Unverfrorenheit sich gerade jetzt für uns zu interessieren?
Politiker: Wahl ist eine demokratische Pflicht. Und unsere Partei…
Frau Werbelhoff: Unterscheidet sich in nichts von allen Anderen. Sie denken nur an die Wähler, wenn sie gewählt werden wollen. Aber was tun sie denn in der Zwischenzeit für uns? Sehen sie
sich doch um! Möchten Sie hier vielleicht liegen? Querschnittsgelähmt durch einen Unfall? Wer hier nicht verblödet, der war es schon vorher. Und dann das Geld. Wie teuer ist eigentlich so ein
Bett in dem ich sterben darf? Das muss unbezahlbar sein. Denn selbst wenn ich meinen ganzen Schmuck verhökere, dann habe ich immer noch nicht genug um eine Schwester zu bezahlen, die mich
anzieht. Aber, die Ausbildung des Nachwuchses, die darf ich mitfinanzieren. Monat für Monat. Wie komme ich eigentlich dazu?
Politiker: Das ist alles nicht gut. Aber sie müssen bedenken, dass gerade die Pflegeberufe zu den unattraktiven gehören.
Frau Werbelhoff: Wundert sie das? Die Menschen die hier arbeiten sind überfordert und unterbezahlt. Die Leute mussten vor kurzem noch Geld mitbringen, damit sie den Beruf überhaupt erlernen
durften – wie im Mittelalter. Und jetzt kriegt ihr die Quittung dafür. Es gibt Pflegeheime, da stehen ganze Flügel leer. Weil ihr für alle Geld habt, nur nicht für die, die den Mut haben, sich um
dieses Elend hier zu kümmern und die die Kraft haben, uns den letzten Becher zu reichen.
Politiker: Hier ist vieles versäumt worden, das gebe ich zu. Aber aufopfernde Pflege ist letztlich unbezahlbar.
Frau Werbelhoff: Halten sie das für ein Argument, Herr Politiker? Mit den Zivis da habt ihr doch jetzt schon die billigsten Arbeitskräfte, die es überhaupt gibt. Und überhaupt, wo wär denn
euer ganzes Pflegesystem, wenn ihr diesen fabelhaften jungen Männer nicht hättet.
Politiker: Wir müssen aber auch die Ursachen sehen. Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahren…
Frau Werbelhoff: Da haben wir’s! Schuld ist die höhere Lebenserwartung. Werter Herr! Dass die steigt, dass weiß man schon seit 30 Jahren, aber was fällt euch denn dazu ein? Ihr schafft
Verfügungen, nach denen ein alter Mensch in das Bett muss, das gerade frei ist. Und wenn es weite Kilometer entfernt ist, von dem Platz an dem die Angehörigen wohnen und die letzten Freunde die
ihm geblieben sind. Und dort wird er wie ein Paket abgelegt, bis er vor Einsamkeit und Heimweh den Verstand verliert. Muss ihre Muter auch so weit weg? Wo ist denn euer Respekt vor der Würde des
Alters? Wer hat euch denn den Wohlstand bezahlt, mit seinen Steuergeldern - ein ganzes, langes Leben lang? Wer kriegt denn die Millionen und Milliarden heute? Heutzutage rechnet man ja nur in
Milliarden. Wer kriegt denn die Milliarden, die täglich verteilt werden? Für jeden Faulenzer ist Geld da, weil es eine soziale Verpflichtung ist. Na und wo ist denn die Verpflichtung uns
gegenüber? Oder gibt es die nur auf dem Papier? Weil wir nichts mehr bringen, wie es in unserer Leistungsgesellschaft heißt. Soziale Moral, ha. Gehen sie doch mit ihren paar Blümchen nach Bonn,
oder nach Wiesbaden oder zum Magistrat der Stadt und geben sie den Leuten, die war für uns tun. Sie brauchen nicht mehr als die paar, die sie in der Hand haben. Jetzt lassen sie mich allein.
Politiker: Glauben sie mir, ich verspreche ihnen…
Frau Werbelhoff: Noch ein Wort und ich erschlage sie!
Tina: Kommst’ zum Abendessen raus?
Richy: Ich esse später mit Holger.
Tina: Ich glaube nicht, dass er lange bleibt.
Richy: Dann kocht er wieder nicht?
Tina: Das hab ich heute besorgt.
Richy: Aus der Büchse?
Tina: Die war sehr teuer.
Thomi: Wo ist denn mein
Frühstück?
Vera: Nicht da! So wie du gestern Abend!
Ludwig: Warum hat se (Frau Diebelshauser) für mich geloge, und ich hab sie fortgejagt. Es gibt halt Mensche, die machen’s falsch au wenn ses richtig
machen.
Frau Reibold: ... Komm, mach nicht so ein Gesicht.
Vera: Über so was (Marion und Maximilians Trennung) redet man. Ich bin doch noch nicht out.
Frau Reibold: In sind wir aber auch nicht mehr. Und schon gar nicht mehr in der Mitte, mehr so an der Peripherie und da kriegt man nicht mehr alles
mit, zwangsläufigerweise. Das ist brutal aber die normalste Sache der Welt.
Wenig später:
Herr Eurich: Mache se doch paar Tage zu, bis Sie jemande habbe.
Vera: Jetzt, wo das Lokal wieder läuft, ich beiß mich da schon durch. Notfalls helfen liebe Gäste.
Herr Eurich: Aber Sie sind doch ganz allein.
Vera: Das ist brutal, Herr Eurich, aber die normalste Sache der Welt.