Eike Schweikhardt im Gespräch mit Marco Huber

am 17.05.2013 in Berlin


Marco Huber: Liebe Drombusch-Fans. Was wäre die Familie Drombusch ohne ihren „Thomi“? Sein Charakter ist bei den Fans bis heute sehr beliebt und sein Darsteller, Eike Schweikhardt gehört zu den meistgewünschten Gästen bei unseren Fantreffen. Grund genug, einmal ein ausführliches Gespräch mit dem Darsteller zu führen.

Zu diesem Anlass haben wir uns in Berlin getroffen. Hallo Eike, schön dass du hier bist und dir Zeit für dieses Gespräch nimmst.

Eike Schweikhardt: Hallo Marco. Das mache ich sehr gerne.

 

Marco Huber: Beginnen wir doch gleich mit der ersten Frage: Du hast in allen 6 Staffeln der Serie, den jüngsten Sohn der Familie Drombusch gespielt. Wie bist du damals zu der Rolle gekommen?
Eike Schweikhardt: Das war mehr oder weniger Zufall. Ich hatte, ebenso wie meine Brüder, vor den Drombuschs schon kleinere Rollen in verschiedenen Fernsehproduktionen gespielt. Dadurch kannte ich auch den Regisseur Claus Peter Witt, der bei den ersten Staffeln der Drombuschs Regie führte. Er hatte die Aufgabe, bei der Auswahl der Hauptdarsteller mitzuwirken. Und da ich genau das richtige Alter für den Thomi hatte, wurde ich zum Casting bzw. Vorsprechen eingeladen.

Ich kann mich noch genau daran erinnern. Ich spielte Szenen mit Mick Werup, Witta Pohl und Almut Eggert, die damals auch für die Rolle der Vera Drombusch gecastet wurde. Wir haben im Studio Hamburg zwei oder dreimal verschiedene Szenen gespielt und danach habe ich die Rolle bekommen.

Es war damals noch gar nicht abzusehen, dass „Diese Drombuschs“ so erfolgreich und so lange über die Bildschirme laufen würden. Man ging damals von lediglich 6 Folgen aus und ich glaube keiner hat damit gerechnet, dass die Serie fortgesetzt werden würde.  

 

Marco Huber: Das heißt, ihr wart über den großen Erfolg überrascht?

Eike Schweikhardt: Total überrascht. Zwischen den Dreharbeiten und der Ausstrahlung vergingen knapp 8 Monate. Ich habe mir die Folgen dann zusammen mit meiner Familie angesehen und wir alle dachten: „Das ist ja wirklich ganz hübsch geworden!“ Aber mit diesem Erfolg und diesen Quoten, hatte keiner gerechnet. Das war der Start zu 10 weiteren Jahren und 5 weiteren Staffeln und die Zuschauer waren bis zum Schluss sehr begeistert.

 

Marco Huber: Wie hast du denn damals die Schule und die Schauspielerei unter einen Hut gebracht?

Eike Schweikhardt: Die Drehpläne waren in der Regel so ausgearbeitet, dass ich Nachmittags drehe. Zumindest wenn in und um Darmstadt herum gedreht wurde. Der Jugendschutz ist in solchen Dingen sehr streng. Ich fand es natürlich immer super, wenn ich doch einmal wegen der Dreharbeiten nicht zur Schule gehen musste.

Während der Dreharbeiten in Hamburg bin ich teilweise auch dort zur Schule gegangen. Das hat aber nicht wirklich funktioniert, weil immer wieder einmal die Drehpläne geändert wurden und ich dann doch vor der Kamera stehen musste. Im Endeffekt habe ich die Fehlzeiten dann mit Nachhilfeunterricht in den Fächern Mathe und Französisch kompensiert, was aber nicht sehr viel geholfen hast (lacht).

 

Marco Huber: Wie hast du deine Texte gelernt? Für dich alleine, oder zusammen mit deinen Kollegen?

Eike Schweikhardt: Im Regelfall für mich alleine. Mit der Zeit habe ich für mich eine Technik entwickelt: Ich habe die Texte so oft abgeschrieben, bis ich es auswendig schreiben und aufsagen konnte.

Natürlich gab es Tage, an denen ich die Dialoge nicht so gut konnte wie an anderen Tagen. Und an solchen Tagen ist man schauspielerisch folgerichtig viel schlechter. Da ist man aufgeregt und überlegt angestrengt, wie denn das nächste Satz bzw. mein Stichwort lautet. Ist also ganz schlecht, den Text nicht richtig gut zu können.

Dazu fällt mir Günter Strack ein, der immer sehr souverän war. Oft hielt er bei den Proben am Set, die Drehbuchseite mit seinem Text in der Hand und hat abgelesen. Und sobald wir gedreht haben, hat er das Blatt weggelegt und seine Zeilen wunderbar gespielt. Er hatte da ein großes Talent dafür, sich Dialoge anzueignen. In dem Moment in dem die Filmklappe fiel, war er schlagartig ein anderer Mensch. So etwas erlebt man ganz selten bei Schauspielern. 

 

Marco Huber: Was hälst du denn von der Charakterentwicklung von Thomi über die 6 Staffeln hinweg?

Eike Schweikhardt: Ich persönlich hätte mir gerne eine andere Charakterentwicklung gewünscht. Weniger die Entwicklung zum Musiker hin, sondern eher zum Sportler. Das hätte mir persönlich mehr entsprochen. Die Idee, dass Thomi Geige spielt, kam dadurch, dass ich selbst Geige spielte. Allerdings war das und der damit verbundene Geigenunterricht keine Herzensangelegenheit von mir.

Durch diesen Handlungsstrang wurde das natürlich forciert. Und natürlich hast du dann als Darsteller durch solche Szenen beim Publikum auch dieses Image. Die Zuschauer meinen dich zu kennen und folgerichtig bist du dann mit 16 Jahren auf einmal der „Geigen-Heini“. Ich wäre daher viel lieber der Tennisspieler oder der Surfer gewesen.

Aber ich möchte mich nicht beklagen. Thomi war ein sehr zarter und sensibler Charakter, daher hat die Musik auch zu ihm gepasst.

 

Marco Huber: Welche Geschichte rund um ihn hat dir denn sehr gut gefallen und was hättest du dir anders gewünscht?

Eike Schweikhardt: Die Geschichte mit der Bundeswehr fand ich ganz interessant. Diese hätte noch etwas intensiver kritisch beleuchtet werden können. Diese Story ist nur ganz leicht angeklungen und ich glaube das ZDF und Autor Robert Stromberger haben sich eine noch kritischere Betrachtung zu der damaligen Zeit nicht getraut.

Auch hätte ich gerne mehr von Thomis Privatleben gesehen. Seine Geschichten waren ja lange Zeit auf Schule und die Geigengeschichten reduziert. So hätte man Thomi zum Beispiel mit seinen Freunden zeigen können.

 

Marco Huber: Wenn man als junger Mensch den Sohn einer Fernsehfamilie spielt und mit erwachsenen Schauspielern dreht, sind diese dann eine Art Ersatzfamilie?

Eike Schweikhardt: Ersatzfamilie würde ich jetzt nicht sagen, aber viele wurden doch zu sehr guten Freunden. Unser Verhältnis vor und hinter der Kamera hat sich nicht sonderlich unterschieden. Ich habe mir bei meinen Kollegen gerne schauspielerische Ratschläge geholt und wir haben uns auch privat getroffen und rege ausgetauscht. Vor allem als ich noch jünger war, war ich sehr viel mit Mick Werup unterwegs und hatte auch zu Grete Wurm und Witta Pohl ein sehr enges Verhältnis. Das waren wirklich Freunde für mich und stellenweise hatte es schon etwas Familiäres.

Ich weiß nicht, wie das die erwachsenen Schauspielern empfunden haben, aber ich war als Kind natürlich kein Konkurrent für irgendjemanden und alle haben sich gefreut, wenn sich mich nach einigen Monaten wiedergesehen haben.

Thomi Drombusch war ja alterbedingt der Charakter, der sich am meisten verändert hat. Wir haben ihn im Alter von 10 bis 20 Jahren gesehen und so sehr die Fernsehzuschauer an der Charakterentwicklung der Rolle interessiert waren, so waren meine Schauspielkollegen an meiner privaten Weiterentwicklung interessiert.

 

Marco Huber: Wie war es denn für dich, quasi über Nacht ein Kinderstar zu sein? Ihr hattet bis zu 28 Millionen Zuschauern und dementsprechend wurdest du doch sicherlich ständig irgendwo im Privatleben erkannt.

Eike Schweikhardt: Ich habe versucht, diesen Hype so gut es ging zu ignorieren. Auch was Fanpost anging. Ich habe zwar Autogramme geschrieben, aber ich habe nie wirklich den Kontakt zu den Fans gesucht. Wenn ich später auf Partys war, dann war meine Fernsehpräsenz dort natürlich sofort Thema. Ich selbst habe nie von mir aus meine Abenteuer beim Fernsehen angesprochen, sondern versucht, ein ganz normales Leben zu führen.

Erst heute wird mir wirklich klar, wie bekannt ich damals war. Denn auch heute werde ich noch regelmäßig erkannt und auf meine Rolle angesprochen. Ich glaube ich habe meine Popularität damals nicht richtig wahr genommen und soweit es möglich war ignoriert. Auch meine Familie und Freunde haben das nie wirklich erwähnt und zum Thema gemacht.

Marco Huber: Was war denn das Verrückteste, was du mit einem Fan erlebt hast?

Eike Schweikhardt: Eine Zeitlang hatte ich Stalker, die bis zu 30 Mal am Tag bei uns zu Hause angerufen haben. Das war sehr heftig. Die Leute haben meiner Mutter erzählt, dass sie mich entführt hätten, oder mir irgendwelche perversen Dinge erzählt. Das Problem war nur durch eine Fangschaltung in den Griff zu bekommen.

 

Marco Huber: Waren das Frauen oder Männer?

Eike Schweikhardt: Das waren zwei Männer. Es stellte sich heraus, dass diese in der Sicherheitszentrale einer großen Bank saßen und den ganzen Tag nicht viel zu tun hatten und telefonieren konnten.

Dann kamen natürlich immer wieder einmal seltsame Briefe oder es standen Fans vor der Tür, die gerne mit mir Kaffee trinken gehen wollten.

Ich denke noch heftigere Geschichten sind mir erspart geblieben, da ich die Öffentlichkeit nie gesucht habe. Es hat mich persönlich nie interessiert, bekannt zu sein, oder im Mittelpunkt zu stehen. Das war mir eher unangenehm.

 

Marco Huber: Irgendwann hast du dich gegen die Schauspielerei als Beruf entschieden. Wie kam es dazu?

Eike Schweikhardt: Ich bin für kurze Zeit auf die Schauspielschule gegangen. Dort habe ich auch den Entschluss gefasst, nicht weiter als Schauspieler arbeiten zu wollen, da ich gemerkt habe, dass ich nicht mit so viel Enthusiasmus dabei war, wie meine Mitschüler. Es hat mich nicht so tangiert. Und mir war klar, dass wenn ich weitermache, ich höchstwahrscheinlich für immer in einer Fernsehserienwelt spielen müsste. Ich habe auch keinen Markt für mich gesehen bzw. keine interessanten Rollen, da mein Gesicht doch sehr mit Thomi Drombusch verbunden war und ich sicherlich nur auf vergleichbare Rollen festgelegt gewesen wäre.

Ich hätte das nur durchziehen können, wenn ich zu 1000% hinter dem Beruf gestanden und meine Schauspielkarriere mit absoluter Leidenschaft nach Vorne getrieben hätte. Schauspielerei ist ein ganz harter Beruf und es ist auch ein großer Unterschied, ob du als Kinderdarsteller oder Erwachsenendarsteller deine Rollen spielst.

Sicherlich wollte ich auch etwas anderes machen und konnte mir nicht vorstellen, mein ganzes weiteres Leben vor der Kamera zu stehen.

Letztendlich bin ich der Branche treu geblieben, da ich nun als Kameramann arbeite. Ich habe das Drehen immer als den faszinierendsten Beruf am Drehort empfunden und mich oft geärgert, dass ich nicht den ganzen Tag am Set sein konnte. Als Schauspieler drehst du deine Szenen und gehst wieder nach Hause. Das Team hinter der Kamera ist stattdessen immer da. Das hat mich deutlich mehr fasziniert, als die Schauspielerei. Der Kameramann ist die Person, die immer am Nähesten am Geschehen dran ist.

Ich habe schon immer leidenschaftlich gerne fotografiert, und so lag es nahe, dass ich den Beruf des Kameramannes ergreifen wollte.

 

Marco Huber: Kommt dir deine damalige Arbeit als Schauspieler heute in deinem Beruf als Kameramann zu Gute?

Eike Schweikhardt: Auf jeden Fall. Ich weiß genau, was in den Schauspielern vorgeht und worauf ich achten sollte. Daher versuche ich auf die Darsteller einzugehen und soweit es notwendig ist, sie zu beruhigen und aufzumuntern.

 

Marco Huber: Du hast vorhin schon einmal Günter Strack erwähnt. Kannst du uns ein bisschen über ihn erzählen? Was war er für ein Mensch?

Eike Schweikhardt: Der Günni war wirklich eine einmalige Erscheinung, im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte nicht nur durch seinem Umfang eine wahnsinnige Präsenz, sondern auch eine tolle Ausstrahlung. Er war als Mensch sehr herzlich und kannte überhaupt keine Starallüren. Günter war zu allen Menschen freundlich. Mich hat zum Beispiel wahnsinnig fasziniert, dass er mit Alfred Hitchcock gedreht hatte und ich habe ihn gerne und oft zu dieser Erfahrung befragt. Er war einfach ein unheimlich lieber Mensch.

 

Marco Huber: Die Drombuschs haben auch heute, über 30 Jahre nach der Erstausstrahlung, immer noch unzählige Fans. Wie erklärst du dir das Phänomen, dass die Serie für viele Menschen immer noch so wichtig und präsent ist?

 

Eike Schweikhardt: Ich kann es mir ehrlich gesagt gar nicht so richtig erklären. Damals lag es sicherlich daran, dass es bei Weitem noch nicht so viele Sender gab wie heute. Während der Anfänge der Serie, gab es nur 3 Fernsehkanäle und das hat natürlich das Interesse für einzelne Produktionen gebündelt. Nach der Ausstrahlung der Serie unterhielt man sich am nächsten Tag mit Freunden und Kollegen darüber und so sind die Drombuschs vielen vielleicht nachhaltig im Gedächtnis geblieben.

 

Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Sendern und zudem kann man sich über das Internet jeden Film und jede Serie zu jeder Zeit ansehen. Und man vergisst Gesehenes auch viel schneller, weil ständig irgendwo etwas Neues zu sehen ist. Jeder Zuschauer schaut quasi für sich selbst und somit gibt es dieses gemeinschaftliche Fernseherlebnis nur noch bei großen Events.

 

Viele Leute verbinden sicherlich auch positive, nostalgische Erinnerungen mit der Serie und der damaligen Zeit. Zudem war die Serie natürlich auch aufwendig und sehr gut gemacht.

 

Marco Huber: Die letzte Folge der Drombuschs lief im Januar 1994. Warst du damals traurig, als die Serie zu Ende ging?

 

Eike Schweikhardt: Ich hätte gerne weiter gemacht, war aber auch nicht böse, dass es zu Ende ging. Ein Lebensabschnitt ging damit für mich zu Ende.

 

Persönlich fand ich, dass die Geschichten in der 6. Staffel nicht mehr so stark waren, wie in den vergangenen Staffeln. Es hätte neuen Inputs kommen bedarft, um die Serie erfolgreich weiterzuführen. Teilweise waren die Handlungen in der letzten Staffel doch schon etwas absurd. Die konzentrierten und schönen Geschichten rund um die Familie in und um Darmstadt haben sich etwas verloren.

 

Mit anderen Erzählsträngen hätte ich mir durchaus vorstellen können, dass es hätte weitergehen können. 

 

Marco Huber: Die 6. Staffel der Serie kam auch bei den Fans nicht so gut an, wie die Vorherigen. Einmal lag es an den Geschichten und vor allem auch an der Neubesetzung der Rolle der Marion Drombusch.

 

Eike Schweikhardt: Das ging uns Darstellern ähnlich. Bei allem Respekt vor der sympathischen Susanne Schäfer, so war das Endergebnis auf dem Fernsehbildschirm durch diese Neubesetzung nicht mehr stimmig. Wir Schauspieler haben die Notwendigkeit der Neubesetzung auch nicht ganz verstanden. Man kann einen liebgewonnen Charakter nicht so einfach kommentarlos neu besetzen. Das ist vielleicht in Daily Soaps möglich, aber nicht in erfolgreichen Familienserien wie den Drombuschs. Es war durch die neue Darstellerin nicht mehr die gleiche Rolle, auch wenn es noch die gleiche Rolle sein sollte.

 

Marco Huber: Viele Fans sind der Meinung, dass die Geschichten für Thomi in der 6. Staffel sehr dünn waren und er sehr wenig zu sehen war.

 

Eike Schweikhardt: Das stimmt. Vielleicht konnte der Autor mit Jugendlichen in Thomis damaligen Aller nicht ganz so viel anfangen. Die Geschichten rund um die jüngeren Rollen verlagerten sich eher auf Daniel und Richy, die das Alter hatten, welches ich zu Beginn der Serie hatte.

 

Marco Huber: Damit sind wir leider schon an Ende dieses Gesprächs. Vielen Dank, Eike für deine Zeit und die Bereitschaft zu diesem Gespräch. Ich bin überzeugt, dass du damit den Fans eine große Freude machen wirst. Gibt es etwas, dass du deinen Fans gerne noch sagen möchtest?

 

Eike Schweikhardt: Ich freue mich sehr über den Elan der Fans und besonders über deine Arbeit, Marco. Ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Jahren noch kommen wird. Ich dachte schon mehrfach, dass das Kapitel Drombuschs für alle Zeit abgeschlossen ist und dann taten sich immer wieder neue Berührungspunkte auf. Schauen wir mal was im Jahr 2020 ist (lacht). Viele Grüße an alle und Danke für eure Treue!