Marco Huber: Liebe Frau Carstens; Sie haben 1987 in
zwei Folgen der ZDF Serie "Diese Drombuschs" die Rolle der Monika Schuchard gespielt. Wie sind Sie damals zu der Rolle gekommen?
Christiane
Carstens: Ich bekam einen Anruf von meiner Agentur. Mit der Information über die Drehtage, Zeitenabfrage, Drehbuchzusendung und natürlich der Frage, ob ich die Rolle gerne spielen würde.
Damals gab es noch nicht die komplizierten Wege über Castings bzw. Casting-Agenturen. Ich drehte zu dem Zeitpunkt sehr viel und deshalb war es eher eine Zeitanfrage. Es hat dann zeitlich gepasst
und darüber habe ich mich gefreut.
Marco Huber: Kannten Sie die Drombuschs damals und haben diese or bzw. nach Ihrem Auftritt verfolgt? Wie fanden Sie die Serie?
Christiane Carstens: Ja natürlich kannte ich die
Drombuschs. Schließlich waren 2 Freunde und Kollegen (Mick Werup und Sabine Kaack) in dieser Serie mit dabei. Und wir spielten in vielen Produktionen (Theater, Hörfunk) zusammen. Durch die Serie
waren sie plötzlich nicht mehr verfügbar. Und ich weiß noch, dass wir damals darüber diskutiert haben, ob es gut ist, die meiste Zeit nur eine Sache machen zu können.Die Serie selbst habe ich
nicht regelmäßig verfolgt. Ich erinnere mich noch, als ich in einer Talkshow zu Gast war. Ein Kinofilm mit mir war gerade erschienen. In der Show wurde ich als Schauspielerin aus den Drombuschs
vorgestellt. Innerlich dachte ich: „Hallo, ich habe gerade 2 sehr schöne Fernsehfilme gemacht, tolle Theaterproduktionen, den Grimmepreis bekommen und hier werde ich auf die Drombuschs
reduziert?“ Das ist dann noch sehr oft passiert. Und ich habe es gelassen genommen.
Marco Huber: Hätten Sie gerne noch weitere Auftritte in den Drombuschs gehabt oder war es für Sie in Ordnung, dass die Rolle nicht weiter ausgebaut wurde?
Christiane Carstens: Monika Schuchard hätte gerne
noch öfter auftauchen können. Aber ich glaube der Autor Robert Stromberger konnte mit dieser Figur nicht so viel anfangen, bzw. konzentrierte sich mehr auf die Familie innerhalb des
Geschehens.
Marco Huber: Welche besonderen Erinnerungen haben Sie an die Drehzeit der Drombuschs?
Christiane Carstens: Es war lustig, aber auch
anstrengend, da es ein hohes Dreh-Pensum zu absolvieren galt. Es waren viele Freunde im Team, mit welchen ich auch schon viele andere Produktionen gemacht hatte. Und ich hatte viel Spaß mit
Kollegen und der Regie.
Marco Huber: Wie haben Sie das Fantreffen im August 2010 erlebt?
Christiane Carstens: Das Fantreffen 2010 war
wunderbar. Habe mich gefreut Witta Pohl zu sehen. Und ganz besonders auch Michael Werlin. Außerdem war ich sehr überrascht über die vielen Fans. Und mit allen zusammen die alten Drehorte
aufzusuchen war eine wunderschöne Erfahrung. Ich fühlte mich auch durch die Organisation wunderbar aufgehoben. Es war ein schöner Samstag.
Marco Huber: Haben Sie Ihre damaligen Drombusch Kollegen wie Witta Pohl und Eike Hagen Schweikhardt auf dem Fantreffen das erste Mal nach Drehschluss wieder gesehen? Oder gab es
über die Jahre Kontakte oder gemeinsame Dreharbeiten? Vielleicht auch Kontakte zu anderen Kollegen/-innen aus der Serie?
Christiane Carstens: Mit Sabine Kaack, Mick Werup und
Hans-Peter Korff hatte ich noch gemeinsame andere Produktionen. Und da ich mit Sabine (Kaack) befreundet bin, sehe ich sie noch heute. Wir wohnen ja beide in Berlin.
Marco Huber: Sie haben in einer der ersten Folgen der ARD Serie "Großstadtrevier" eine der ersten weiblichen Polizistinnen im deutschen Fernsehen gespielt. Welche Erinnerungen
haben Sie daran?
Christiane Carstens: Ja, es war die Folge 17 mit dem
Titel „Die neue Kollegin“. Regie führte der Schöpfer der Serie, Jürgen Roland. Ich habe irrsinnig gern mit ihm gearbeitet. Ich fand die Folge sehr klischeebehaftet, was die Weiblichkeit anging.
Dieses Klischee wurde im Drehbuch sehr betont. Aber Jürgen ließ mir die Freiheit genau gegen dieses Klischee anzuspielen. Ich habe noch einige Filme mit ihm gemacht und vermisse ihn und die
Arbeit mit ihm sehr. Er starb 2007.
Marco Huber: In der Serie "Dr. Sommerfeld - Neues vom Bülowbogen" haben Sie an der Seite von Rainer Hunold gespielt. Wie hat Ihnen die Arbeit an dieser Serie
gefallen?
Christiane Carstens: Schöne Serie. Als
Kameramann war Wolfgang Knigge dabei (Anmerkung: Kameramann der 3 & 4 Drombuschs Staffel). Und es war klasse, mit ihm wieder über einen so langen Zeitraum zu arbeiten. Auch Hauptdarsteller
Rainer Hunold ist ein sehr netter Kollege. Wir kannten uns schon aus anderen Produktionen.
Marco Huber: Das TV-Programm hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Was halten Sie von den Veränderungen der TV Landschaft der letzten
Jahre?
Christiane Carstens: Es gibt viel zu viele Daily-Soaps, zu viele
Tierdokus und Talskshows. Wenig Vielfalt. Zu wenig wirkliche Infos. Zu wenig Kultur. Zu wenig politische Magazine. Ich setze auf das Internet.
Marco Huber: Sie arbeiten heute u.a. als Kindercoach für junge Schauspieler am Drehort. Wie kamen Sie dazu?
Christiane Carstens: Man ist an mich herangetreten. Und danach hat es sich rumgesprochen. Mir selbst macht es viel Spaß. Einziger Nachteil: Man kommt selbst kaum noch zum drehen, da man sich immer für einen längeren Zeitraum verpflichtet.
Marco Huber: Gibt es Kindercoachs am Set schon länger oder sind Sie
sozusagen "Pionierin" auf diesem Gebiet?
Christiane Carstens: Als Pionierin würde ich mich nicht bezeichnen.
Aber ich gehöre sicherlich zu den wenigen Schauspielern, die auch auf diesem Gebiet tätig sind. Es gibt inzwischen sehr viele Menschen aus schauspielfremden Berufsgruppen die sich als
„Kinderbetreuer“ anbieten. Dies endet oftmals unangenehm für die Produktionen und schadet auch dem Ansehen von guten Coaches. Denn die sich ergebenden Schwierigkeiten können kostspielig sein.
Leider kann dies aber erst während des Produktionsprozesses erkannt werden. Es ist wichtig zu wissen wie alles an einem Film-Set funktioniert.
Marco Huber: Was belastet Kinder am Drehort am meisten? Welche konkrete Hilfe können Sie den Kindern geben?
Christiane Carstens: Belastet sind die Kinder am Drehort nie.
Ganz im Gegenteil. Sie sind dort immer sehr gut aufgehoben und werden umsorgt. Aber was sie nicht einschätzen können, ist ihr Können. Da ein Film in vielen kleinen Sequenzen entsteht, gibt es
keine sofortige Resonanz. Sie wissen nicht ob etwas gut war oder nicht. Ich stehe ihnen zur Seite. Und da ich mit ihnen ihre Texte und Rollen arbeite, (in Absprache mit der Regie) weiß ich wo
ihre Figur gerade steht und kann ihnen dieses erklären. Dadurch haben sie auch einen Überblick und wissen sich oft schon selbst einzuschätzen. Ich stärke sie in ihrem Selbstvertrauen und gebe
immer wieder Motivationsschübe.Natürlich sind alle Kinder und Jugendliche unterschiedlich, ebenso wie die verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen. Aber dies ist ein Punkt, der sich für mich
sehr stark herauskristallisiert hat. Die Regie kann dies aus Zeitgründen heutzutage kaum noch leisten. Wir Schauspieler nennen dies „mit uns Arbeiten“. Die Realität zeigt aber, dass wir uns
selber vorbereiten müssen und dann ins kalte Wasser springen müssen. Kinder und Jugendliche können das natürlich nicht.Ich habe mit 16 Jahren meinen ersten Film gedreht. Oh je, ich erinnere mich
noch genau an die entsetzten Augen meiner Kostümbildnerin. Ich trug nämlich plötzlich ganz andere Kleidung als zuvor. Mir war zu warm geworden und da hatte ich eben ein anderes T-Shirt
angezogen. Ich wusste damals nichts von Anschlussszenen und dass die Kleidung somit die Gleiche sein musste wie in der Szene zuvor. Auf diese Dinge und vieles mehr achte ich natürlich auch bei
den Kids.Mit 17 habe ich meinen Flieger nach Spanien zum Drehort verpasst. Das gab großen Ärger.
Danach ist mir so etwas nie wieder passiert. Ich glaube aus diesem Grund habe ich mich zu diesem zusätzlichen Standbein entschieden. Ich weiß wie es ist, wenn man in jungen Jahren dreht. Und
ich kenne einen Produktionsablauf sehr genau. Dazu weiß ich mit Drehbüchern umzugehen und was ein Regisseur erwartet. Das macht mich zum idealen Coach.
Marco Huber: In den letzten Jahrzehnten haben Sie unzählige Rollen gespielt. Gab es eine Lieblingsrolle bzw. gibt es eine Rolle die Sie gerne spielen
würden?
Christiane Carstens: Ich habe vor allem Rollen in Krimis sehr
gerne gespielt. Ist irgendwie mein Genre.Ich würde gerne mal eine Mutter spielen, die unter Verdacht steht, ihre Kinder umgebracht zu haben. Alles deutet auf Sie als Täterin hin, aber später
stellt sich heraus, dass sie unschuldig ist. Außerdem würde ich gerne einen weiblichen Kapitän spielen, deren Schiff gekapert wird und Sie und ihre Mannschaft auf einer Insel ausgesetzt werden,
wo sie sich 4 Monate durchschlagen müssen, bevor sie gerettet werden. Es gibt nur 2 Überlebende. Wen wohl?Gerne würde ich auch in einen richtig großen Science-Fiction oder Fantasy Film
mitspielen. Mit richtig großen Effekten und wahnsinnigen Kostümen. Die Rolle wäre mir egal. Ich liebe Technik. Zum Beispiel wäre ich gerne damals bei der „Unendlichen Geschichte“ dabei
gewesen.
Marco Huber: Sie haben als Sprecherin verschiedenen Hörbücher aufgenommen. Darunter auch den Hörspiel Stadtführer "Sidney in Berlin". Können Sie uns dazu etwas
erzählen?
Christiane Carstens: Den hört man sich am besten an. Ist auch ein
prima Geschenk für Freunde, Familie, die vorhaben nach Berlin zu fahren. Das Hörspiel kann man unter www.berlincitikids.de kostenlos
downloaden. Dort findet man auch ein Quiz auf der Seite. Wer diese Fragen alle beantworten kann, ist schon ein richtiger "Berlinkenner"! "Sidney in Berlin" hat übrigens 2010 den Medimax in Berlin
gewonnen.
Marco Huber: Vielen Dank für dieses ausführliche und interessante Interview. Zum Abschluss hätten Sie noch die Gelegenheit Ihren Fans ein paar Grüße zu bestellen. Was möchten Sie
ihren Fans gerne sagen?
Christiane Carstens: Ganz liebe Grüße an alle Drombuschs-Fans und ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen! Auch einen Dank an die fleißigen Berichterstatter und Fotografen des
Fantreffens. Habe die Berichte gelesen und Fotos geschaut. Klasse. Man konnte das Wochenende sehr gut nacherleben. Und auch einen lieben Dank an Marco Huber, der alles so wunderbar zusammen
bringt. Bis bald! Eure Christiane Carstens